Gestern las ich, zugegebenermaßen im Insolvenzbolg, die Aussage „Außerdem ist ein Blog auch gar nicht mehr zeitgemäß´“ und sie führte dazu, dass ich mir einmal Gedanken darüber gemacht habe, ob das tatsächlich so ist. Ist ein geschriebener, geführter, moderierter und recherchierter Blog wirklich nicht mehr zeitgemäß und wird mehr und mehr durch seichte Youtube-Channels, selten dämliche Tiktoker, Möchtegern-Influencer und Schnellficker ersetzt? Und wenn es so ist, was sagt das über uns, über die Gesellschaft aus? Wenn ein Blog im Internet nicht mehr zeitgemäß ist, wie steht es dann erst mit gedruckten Büchern? Zuerst einmal vorweg: Ein Blog macht Arbeit, jedenfalls dann, wenn man ihn ernsthaft betreibt. Man muss vor dem ersten Blog eine Plattform wählen, ein Blog-Design bearbeiten, Server bestellen und bezahlen etc. Wenn man dann schreibt, muss man vor dem Schreiben erst einmal überlegen, was man überhaupt schreiben will. Was soll das Thema sein, wie baue ich es auf? Dann sollte ein Blog eine gewisse schriftliche Qualität besitzen, jedenfalls meiner Meinung nach. Wenn ich als Blogger in jedem Absatz vier Rechschreibfehler einbaue, weil ich zu faul bin, vor der Freischaltung nochmal drüberzugucken, dann verliere ich relativ schnell an Glaubwürdigkeit, jedenfalls bei Lesern, die den gleichen qualitativen Anspruch haben wie ich selbst. Ist der Blog dann formuliert, geschrieben, korrigiert und online gestellt, kann man ihn auch nicht sich selbst überlassen, sondern man muss ihn moderieren, jedenfalls dann, wenn man sich eines bestimmten Qualitätsmaßstabs unterwirft. Besonders beim Thema Fußball treibt ein unkommentierter Blog krankhafte Blüten, TschüssVollspack ist das beste Beispiel. Nimmt man es wirklich ernst und ist einem die eigene Leserschaft diese Arbeit wert, dann antwortet man auch auf Fragen und nimmt aktiv am „Bloggeschehen“ teil.

 

 

Bei einem Youtube-Channel ist das anders. Den richtet man ein, setzt sich auf einem Penny-Parkplatz in sein Auto, labert 12 Minuten irgendwelche Scheiße inkl. Huster usw. in sein Smartphone, schaltet frei und geht wieder Flaschen sammeln, nach mir die Sintflut. Einen Youtube-Kanal oder Tiktok und dieser ganze Müll kostet nichts, man muss weder ein Thema überlegen, noch muss man korrigieren oder moderieren, man muss eigentlich überhaupt nichts, vor allem aber muss man überhaupt nichts können. Als Blogger sollte man seine Muttersprache in schriftlicher Form beherrschen, allein schon Rektal-Amöben wie Helm-Peter oder DerSpasti zeigen, dass dies bei Youtube eher hinderlich ist. Übrigens: Was für Youtube gilt, gilt im Prinzip für einen Podcast in gleichem Maße, auch hier muss man weniger als nichts können. Einrichten, ein oder 13 Gleichgesinnte zuschalten und loslabern, das könnte theoretisch sogar Hirntoten. Doch am Ende kommt es eben nicht nur auch den/die „Macher“ an, sondern auch aufs Publikum, die User, Zuhörer, Leser. Für einen Blog muss man sich Zeit nehmen, man kann ihn nicht beim Autofahren lesen. Einen Blog muss man verstehen wollen, muss sich gedanklich und inhaltlich mit dem Produkt auseinandersetzen wollen. Ein Youtube-Video oder einen Podcast kann man im Auto, im Zug, auf der Toilette oder vor dem Schlafengehen konsumieren und man muss absolut nichts tun, außer sich berieseln zu lassen, man muss nicht einmal aktiv zuhören.

Klar, es ist durchaus möglich, dass ich ebensowenig noch in diese Zeit passe wie ein Blog, denn wenn ich sehe, dass es Tausende von „Menschen“ gibt, die via Youtube anderen dabei zugucken, wie die ein Fußballspiel anschauen, zweifle ich an der Zukunft der Menschheit. Wenn ich höre, dass es erfolgreiche Youtube-Channels gibt, bei denen man zugucken kann, wie jemand anderes ein Videospiel spielt, schalte ich ab. Allerdings bin ich auch kein Maßstab, ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht eine Sekunde so etwas wie das Dschungelcamp, DSDS, Germanys next Top-Moppel, „Ich bin ein Idiot, hol mich hier raus“ oder „Bauer sucht Frau“ gesehen, von diesen Y-Promis im Container ganz zu schweigen. Mein Leben ist zu kurz, um es mit solcher Scheiße zu verschwenden und mein Leben ist ebenfalls zu kurz, um mir Youtube-Videos von irgendwelchen übergewichtigen Krankenwagen-Fahrern anzugucken, aber! es gibt halt eine ganze Menge Leute, die sehen das anders, insofern stellt sich die Frage schon, ob ein Blog vielleicht ebensowenig zeitgemäß ist wie ich. Nun, ich kann damit leben, ganz ehrlich, denn ich bin gern so, wie ich bin. Mir macht einfach nur die Entwicklung der Gesellschaft Sorge, eine Gesellschaft, in der man prominent werden kann, wenn man via Youtube oder Tiktok zweimal die Woche gequirlte Scheiße labern kann. Aus einem Land der Dichter und Denker wird ein ein Land der Influencer, Youtuber und Generation Z-Verpisser, herzlichen Glückwunsch. 

 

Und ja, ich lese tatsächlich lieber ein Buch, anstatt mich von geistigen Müllmännern mit festgetackertem Fahrradhelm vollsülzen zu lassen, sowas führt erwiesenermaßen zu Hirnerweichung, allerdings habe ich den Eindruck, dass bei vielen Konsumenten kaum noch etwas erweichen kann. Anyway, für mich alten weißen Mann ist so etwas wie Youtube, Tiktok etc. etwas für faule Verpisser, die mental zu einem geschriebenen Blog nicht in der Lage wären, vom Aufwand ganz zu schweigen. Sicher, es gibt auch gute Youtube-Channels und richtig gute Podcast, aber 95% kann man mit Anlauf in die Tonne treten. 

In diesem Sinne….

Übrigens: Diese Sanè-Scheiße da oben gucken sich tatsächlich bis zu 13.000 Schwachmaten an, das Furzfazit vom Penny-Parkplatz über ein Spiel, welches jeder User dieses Videos selbst gesehen haben dürfte, sogar bis zu 30.000. 12 bzw. 35 Minuten nichts als dummes Zeug, gestammelt, verhaspelt, ohne jegliches Konzept. Diesen Blog werden höchstwahrscheinlich maximal 3.000 bis 5.000 Leute lesen, das kann nun jeder für sich bewerten.