Kabinenschwur in Magdeburg führte zur KSV-Wende (Kampagnenblatt)

Man sollte sie besser nie abschreiben, diese Mannschaft von Mentalitätsmonstern, dieses Team, welches allen Widrigkeiten zu trotzen vermag, die Volkspark-Helden, die immer wieder aufstehen, obwohl ihnen das Schicksal einen Knüppel nach dem anderen zwischen die Beine wirft. Absolut unnachahmlich, wie diese verschworen Gemeinschaft trotz zahlloser Ausfälle der Über-Mannschaft aus Magdeburg, immerhin die letzen 5 Spiele ohne Torerfolg, ein mehr als verdientes Unentschieden abringt und das Aufstiegsrennen offener denn je gestaltet. Dabei war es nicht nur das reine Erfolgsergebnis, es war vor allem die Art und Weise, wie der KSV die bis dato überragenden Magdeburger,  immerhin Hinrunden-13. und Rückrunden-15., mit spielerischen Mitteln in die Schranken verwies. Allen voran der seit seiner Vertragsverlängerung (bis 2029) wie entfesselt aufspielende Baccardi Daffeh (34), der überragende Taktgeber Schnecke-Schneidezahn Meffort, Johann Schönlauch, der beste Abwehrspieler Deutschlands seit Franz Beckenbauer oder auch der Top-Transfer Nemeth, der den Rekordtorschützen und Nationalspieler in spe, Glatzel/Mützel vergessen lässt, diese Mannschaft funktioniert einfach. „Was für ein Nachmittag in Magdeburg, was für ein atemberaubendes Spiel. Dann aber eine der besten HSV-Halbzeiten dieser Saison…“ (Mopo), kein Wunder, dass sich Spitzen-Journalist Braasch nicht  mehr einbekam, denn Fußball-Deutschland blickte am Sonntag nicht nach Leverkusen, sondern nach Magdeburg und wurde Zeuge einer Wiederauferstehung, die in der Geschichte des bezahlten Fußballs wohl einmalig ist. 

 

 

Ebenso einmalig wie das Spiel und die überirdische Leistung der Mannschaft war die Reaktion vom Baumeister des Atom-Teams, dem sympathischen und stets freundlichen Sportvorstand Judas Boldt. Boldt ist es mit minimalen Mitteln gelungen ein echtes Meisterteam zu bilden, umso verständlicher, dass er seinen Gefühlen nach dem Spiel freien Lauf ließ und „den Moment des Erfolgs genoss“ (Mopo), wer will es ihm verdenken? Denn immerhin ist es dem KSV gelungen, den Abstand auf Holstein Kiel auf 9 Punkte, auf die auf dem Relegationsplatz liegenden Düsseldorfer auf 3 Punkte anwachsen zu lassen, über das Torverhältnis reden wir an dieser Stelle nicht, das spielt im Falle eines solch großen Vereins keine Rolle, wenn das kein Erfolg ist, was dann? Entsprechend euphorisiert waren natürlich auch die Stimmen nach dem Spiel, besonders von Spielern, die normalerweise eher durch ihre verbale Zurückhaltung auffallen und eigentlich eher realisitisch betrachten. „Doch das ist uns gelungen und darauf können wir heute stolz sein. Wir haben diese unbedingte Gier gezeigt, dass sich alle aufreißen für den Verein. Die Art und Weise wie wir mit den Rückschlägen und den Elfmetern umgegangen sind, zeigt, was in uns steckt. Das wollen wir in den letzten fünf Spiel mitnehmen.“ (Johann Schönlauch) und „Die Mannschaft hat heute einfach Charakter gezeigt. Aufgeben ist keine Option“ (Schnecke-Schneidezahn Meffort) fassten gekonnt das zusammen, was jeder objektive Zuschauer gesehen hatte, im Team stimmt es einfach. „Aber das war die Mentalität, die ich sehen will. So sage ich gern: Das sind meine Jungs.“ (Zonen-Steffi Baumgartl) konnte seinen Stolz auf die unfassbare Performance seiner Mannschaft kaum in Worte fassen, mehr als verständlich. 

Da passte es in das Bild eines perfekten Spieltages, dass im Rheinland noch ein anderes Spiel mit KSV-Beteiligung stattfand, die Mannschaft, die in der jetzigen Form ebenfalls von Baumeister Boldt zusammengestellt und designed wurde, holte ihren ersten deutschen Meistertitel, ein Erfolg über den man in Hamburg nur müde schmunzeln kann. Und natürlich lässt man es sich in Hamburg nicht nehmen, auf diese Fakten hinzuweisen und gekonnt wie immer in die Glückwünsche einzubauen, schließlich wäre diese Saison der Rheinländer ohne den Einfluß Boldts und ohne die Unterstützung durch den Hamburger Tah nicht möglich gewesen. 

 

 

Ob man im Volkspark bereit ist, die Danksagungen der Leverkusener in Empfang zu nehmen, ist bisher nicht überliefert. Bekannt ist aber, dass man an der Sylvesterallee überlegt, einen Antrag auf eine Kopie der Meisterschale zu stellen, denn jeder Mensch in Deutschland weiß, dass der Leverkusener Erfolg eigentlich ein Hamburger Erfolg ist, im Besonderen natürlich ein Boldt-Erfolg. Übrigens: Unglaublich positiv, wie sich die Rothosen auch von einer erneut desolaten Schiedsrichterleistung nicht aus dem Konzept bringen ließen, „Jeder in diesem Stadion hat gesehen, was der Stürmer in diesem Moment wollte. Ich verstehe nicht, wie man darauf reinfallen kann. Der ist 1,90 Meter groß und wiegt wahrscheinlich fast 100 Kilo. Das war eine Fehlentscheidung“ (Schnecke-Schneidezahn Meffort) und „Da laufen drei Mann ineinander rein. Ich weiß nicht, ob er sich für die Unterzahl entschieden hat. Ich habe kein Foul gesehen. Alle wollen zum Ball“ (Zonen-Steffi Baumgart) sprachen nur das aus, was jeder Augenzeuge dachte. Danach relativierte der sympathische Zausel seine Aussage in gewohnt fairer KSV-Manier zwar „Heute bin ich ein bisschen enttäuscht von Robert Kampka. Vielleicht rudere ich morgen wieder zurück. Heute sage ich aber, dass er einen großen Anteil daran gehabt hat, dass wir unser Ziel nicht erreicht haben“, denn auch er hat verstanden, dass man im selbstkritischen Hamburg niemals die Schuld bei anderen suchen würde.

Und so sich wird auch in der nächsten Woche wieder vorbereitet, diesmal auf DAS Top-Duell der Liga gegen den übermächtigen Champions League-Favoriten Holstein Kiel. In drei kräftezehrenden Einheiten, bei denen die Edeltechniker wie üblich weit über die Belastungsgrenze gehen werden, wird detailversessen trainiert, um in knackigen Einheiten an den wenigen Fehlerquellen zu arbeiten. Dem Vernehmen nach wäre man im Volkspark auch mit einer knappen Niederlage gegen das Top-Team von der Förde einverstanden, in diesem Fall wäre gerüchteweise mit einem Platzsturm entfesselter Fans zu rechnen, einige Quellen reden sogar davon, dass Superstürmer Öz-TUNA-li nach dem Schlußpfiff auf den Schultern aus dem Stadion getragen werden soll, die pure Extase, die es in dieser Form nur in Hamburg gibt. Für den unwahrscheinlichen Fall eines Remis wurde angeblich der Rathaus-Balkon reserviert. Ein weiteres Gerücht besagt, dass der Hamburger Bürgerschaft ein Antrag des KSV e.V. AG KGaA Holding limited GmbH OHG vorliegen soll, man bittet die Stadt Hamburg darum, schnellstmöglich die Rothenbaumchaussee in Judas Boldt Sunshine-Chaussee umzubennen. Beirats-Legende und Antrags-Initiator Kai „Hawaii“ Eselskot: „Judas hat sich in den letzten Jahren weit über den sportlichen Bereich hinaus um den Verein verdient gemacht, dies wäre nur eine kleine Anerkennung seiner spektakulären Leistungen“. Wie von gut unterrichteten Greisen gemeldet wurde, haben einige Anwohner der besagten Straße bereits mit dem Abfackeln ihre Millionen-Euro-Villen gedroht, sollte dem Antrag stattgegeben werden. 

Sollte sich übrigens erwartungsgemäß der hohe Favorit aus Kiel am nächsten Spieltag durchsetzen, so wird es sich der KSV nicht nehmen lassen, den Holsteinern zum Aufstieg zu gratulieren, natürlich nicht ohne zu erwähnen, dass auch der Verein von der Müllverbrennungsanlage seinen Anteil am Kieler Erfolg hat, immerhin spielen mit Arp, Holtby und Porath drei ehemalige und ausrangierte Ex-KSVer an der Ostsee. So gesehen ist auch der Kieler Erfolg ein KSV-Erfolg.

Am Ende bleibt das Fazit: Sowohl Verein, wie auch Leistung und Berichterstattung kann man inzwischen nur noch mit einer Mischung aus Sarkasmus und Satire ertragen. 

ENDE

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