Die Frage ist eigentlich ganz einfach: Warum geht man am Wochenende in die tropfende Volksparkruine? Mir beispielsweise könnte man ein Gratis-Flugticket nach Hamburg inkl. einer VIP-Karte anbieten, ich würde kotzend ablehnen, aber offenbar geht es einigen Leuten anders und die Frage ist warum, denn wegen der sportlichen Darbietungen kann es nun wirklich nicht sein. Wer attraktiven, strukturierten und engagierten Fußball sehen will, der muss sich um eine Karte am Millerntor bemühen, das, was man in St. Ellingen seit nunmehr vielen Jahren für skandalöse Preise geboten bekommt, ist nicht vergnügungssteuerpflichtig, im Gegenteil, man müsste eigentlich Schmerzensgeld erhalten, wenn man sich 93 Minuten diesen technisch katastrophalen Anti-Fußball reinzieht. Und doch ist die Bude voll, aber warum? Die Antwort darauf ist eigentlich recht einfach, wenn man bereit ist, die Zuschauer in mehrere unterschiedliche Kategorien einzusortieren. Fangen wir an.

Die Straftäter

Ich rede an dieser Stelle von dem was sich vorwiegend auf und um die Nordtribüne abspielt, diese sogenannten „Menschen“, die Pyros abfackeln, Transparente mit Anti-Polizei-Parolen hochhalten, andere Karteninhaber von deren Plätzen prügeln und dabei für sich in Anspruch nehmen, sie wären besondere Fans, weil sie sich Ultras nennen, dabei sind sie Abschaum, den der Rest des Stadions am liebsten von hinten sieht. Sie kommen nicht in die Arena, um guten Fußball, Leistungen und Willen zu sehen, sie kommen, um sich an sich selbst aufzugeilen. Daran, dass sie fortwährend gegen Gesetze verstoßen können, ohne dafür belangt zu werden. Dass sie ständig und durchgehend Grenzen überschreiten können und niemand ist bereit, sie aufzuhalten. Ihnen ist das, was auf dem Platz abläuft, im Grunde relativ Latte, wichtig sind sie selbst und ihre eigene Show in der Ex-Kurve. Ziehen sie dann doch irgendwann einmal Konsequenzen und pfeifen die Mannschaft aus, dann nicht, weil diese beschissen gespielt, sondern weil sie den überragenden Support der Straftäter nicht ausreichend gewürdigt hat. 

Die Besser-Fans

Sie gehen ins Stadion, weil sie sich dann gut oder sogar besser fühlen, mit dem Spiel selbst, mit dem Ergebnis etc. hat das alles nichts zu tun. Sie fühlen sich besser bzw. als etwas Besseres, weil sie den Verein unterstützen, obwohl er nichts als Scheiße baut. Die Meisten von ihnen können ein Spiel bzw. dessen Qualität nicht einmal ansatzweise beurteilen, aber darum geht es auch überhaupt nicht, es geht darum, da und dabei gewesen zu sein. „Ja gut, sie haben verloren und scheiße gespielt, aber ich gehe in zwei Wochen wieder hin. Warum? Weil ich doch so ein treuer und guter Anhänger bin“. Die Tatsache, dass sie mit ihrem Verhalten dem Verein mehr schaden als nützen, werden sie nie verstehen, denn sie meinen wirklich, sie tun etwas Gutes. Dabei ist das einzig Gute, was sie tun, für sich selbst. Sie geilen sich an ihrem selbstverliehenen Status des Top-Fans auf, mit Verein, Mannschaft, Leistung und Erfolg hat das absolut nichts zu tun.

Die Event-Kasper

Schönes Beispiel hierfür sind die Vollpfosten aus der Looooge, die Sunshine Gang. Sie gehen in die Ruine, um zu feiern und zwar in allererster Linie sich selbst. Der Fußball ist Anlass, aber kein Grund, sie würden auch zum Unterwasser-Mikado, Nonnenhockey oder Hallenhalma gehen, wenn man man dabei abfeiern kann und dabei gesehen wird, denn darum geht es ausschließlich. Sie geilen sich an ihrer vermeintliche Nähe zu bestimmten Figuren im Verein auf, fühlen sich dadurch irgendwie prominent. 

Die Katastrophen-Touristen

Es ist die gleiche Kategorie Mensch, die bei einem Unfall auf der Autobahn die Vollbremsung ansetzt und das Smartphone zückt, man könnte schließlich Glück haben und ein abgetrenntes Bein vor die Linse bekommen. Sie gehen nicht ins Stadion, um den KSV siegen zu sehen, sondern um ihn scheitern zu sehen und sich anschließend darüber auskotzen zu können. Für Normalsterbliche ist und bleibt dieses Verhalten ein Rätsel, aber diese sogenannten „Menschen“ gibt es tatsächlich.

Ich behaupte (copyright Münchhausen), dass weniger als 5% der zahlenden Zuschauer wegen des Spiels ins Stadion gehen oder weil sie der Meinung, dass das, wofür sie zwischen € 40 und € 99 bezahlt haben,von sportlicher Bedeutung ist. Es ist ein Event wie der Dom oder der Hafengeburtstag, wo es im Grunde auch egal ist, was tatsächlich stattfindet. Hauptsache, man war dabei.

Zum Schluss…

….das Letzte.

Vor einer Woche hat Immanuel Pherai eine lustige Geschichte erzählt. Der Mittelfeldspieler war zu Gast im Podcast „HSV – meine Frau“ (Das ist der Podcast von Judas‘ Sunshine Gang, die Red.) und verriet, wie er sich in Hamburg einen Tisch im Restaurant reserviert, wenn alle Plätze ausgebucht sind. „Wenn ich nicht auf mein Bauchgefühl gehört hätte, wäre ich jetzt in der Bundesliga“, sagte Pherai kürzlich im Podcast „Pur der HSV“

Noch Fragen? Das muss man sich mal reinziehen. Die verkackten zum 6. Mal in Folge den Aufstieg und die Maltafüße haben nichts besseres zu tun, als in behinderten Podcasts abzuhängen, anstatt zu trainieren.