Aufgrund des erneuten Scheiterns beim Projekt Wiederaufstieg ist es mehr als überfällig, dass sich das überragende Kontrollgremium der KSV Fußball AG KGaA GmbH limited GbR OHG mit einem Nachfolger für Dauerversager und Sunshine-King Judas Boldt I. beschäftigt, aber das, was dabei (zumindest medial gespielt) rauskommt ist an Hilflosigkeit nicht mehr zu übertreffen. Ernsthaft jetzt? Rangnick? Der Mann ist Nationaltrainer Österreichs und kann, sollte er denn tatsächlich zurück ins Tagesgeschäft wollen, ganz sicher bei einem Verein mit Champions League-Ambitionen anheuern, aber garantiert nicht bei einem Zweitliga-Dino im Dauerkrisen-Modus. Schmadtke? Der war schon vor 10 Jahren mal ein Thema und ist inzwischen nicht jünger und nicht erfolgreicher geworden? Quälix Magath ist im Volkspark immer ebenso Allzweckwaffe für Verzweifelte wie die allerallerletzte Patrone für Leute, die im letzten Jahrtausend hängengeblieben sind. An dieser Stelle könnte man bereits resignieren und sagen: „Echt jetzt? Was anderes fällt euch nicht ein?“, aber damit wird man der Hilflosigkeit und fachlichen Unkenntnis der Aufsichtsratsmitglieder nicht gerecht, denn die sind tatsächlich so weit weg vom Geschäft, dass ihnen andere Namen nur dann einfallen, wenn sie vom Berater eines Kandidaten angerufen werden.

Aber die Auswahl bzw. diese Namen sagen noch etwas anderes, nämlich sie zeigen, dass diese „Entscheidungsträger“ gedanklich immer noch nicht da angekommen sind, wo der Verein sportlich längst dümpelt – in der zweiten Liga. Immer noch möchte man mit den großen Namen spielen, immer noch möchte man sich im vermeintlich oberen Regal bedienen, dabei läuft man sportlich seit so vielen Jahren bereits unter ferner liefen. Während Judas Boldt bei seinen Transfers auch erstmal guckte, woher der Spieler kommt und nicht, ob er denn überhaupt passt, macht es der Rat der Volltrottel nicht besser, dabei wäre man gut beraten, endlich einmal andere Wege zu gehen. Warum kann Bayer Leverkusen einen Ex-Spieler wie Simon Rolfes zum sportlichen Leiter befördert, warum kann ein Ex-Spieler wie Sebastian Kehl in Dortmund verantwortlich sein? Warum konnten selbst die Bayern den Versuch mit Brazzo wagen, wenn sich ein Zweitligist nicht endlich einmal traut, einen solchen Weg zu gehen? Was ist mit einem Nico Jan Hoogma, der in Holland bereits Erfolge vorzuweisen hat? Oder was ist mit einem Rene Adler, wenn er denn heute in der Kabine keine Stimmen mehr hört, wie noch zu seiner aktiven Zeit? David Jarolim? Stefan Wächter? Stefan Beinlich? Erik Meijer? 

Okay, diese Namen sind auf den ersten Blick einigermaßen willkürlich, aber wenn der KSV nicht jetzt anfängt, anders zu denken und führungstechnisch da anzukommen, wo man sportlich bereits ist, wird sich nie etwas ändern. Was bringt es mir, einen Verstappen oder einen Alonso (nicht Xabi) in einem Fiat Bambino zu setzen und darauf zu hoffen, dass er ein Formel 2-Rennen gewinnt? Im Volkspark aber denken sie immer noch pseudo-groß und merken nicht, dass sie immer kleiner werden. Fakt ist: Der KSV ist kein unglücklich abgestiegener Bundesligist mit europäischen Ambitionen, der KSV ein etablierter Zweitligist, ab Saison 2024/25 sogar Zweitliga-Dino. Man ist nichts anderes als Paderborn, Fürth oder Magdeburg, auch wenn man immer noch denkt, die Zuschauerzahlen lassen darauf schließen, man würde sich in einer Kategorie mit Gladbach, Frankfurt oder Freiburg befinden oder sogar etwas Besseres sein. Wenn man gedanklich nicht endlich da ankommt, wo man bereits ist, wird der Weg weiter nach unten gehen, daran ändern auch keine Dauerkarten-Rekorde oder Schiebermützen-Verkäufe etwas.