Sicher, wenn man an die 70er, 80er oder 90er-Jahre denkt, kommt es einem komisch vor. Darmstadt, Mainz, Union Berlin, Hoffenheim, Heidenheim, Bochum und demnächst St. Pauli und Kiel in der Bundesliga, aber Vereine wie (demnächst) Köln, Nürnberg, KSV, Düsseldorf, Kaiserslautern, Hannover 96, Hertha und Schalke in der Liga der Maltafüße, das klingt nach verkehrter Welt. Ist es aber nicht, es ist die Realität, ein Abbild dessen, was passiert, wenn man meint, nur noch von seiner angeblichen Tradition leben zu können und jegliche Entwicklung einfach nur verpennt hat. Tatsächlich ist sogar noch schlimmer, denn welche (finanziellen und strukturellen) Vorteile haben Vereine wie der KSV, wie Hertha, wie Schalke, wie Hannover gegenüber Klubs wie Heidenheim oder Kiel und können sie nicht nutzen, weil sie sich selbst seit Jahren im Weg stehen. Und nein, ihr verblödeten Möchtegern-Traditionalisten, es ist weder Zufall noch Momentaufnahme, es ist schlicht und ergreifend peinlich und unterirdisch, was all diese angeblich so großen Vereine aus ihren Möglichkeiten gemacht haben und immer noch machen. Wenn man möchte, könnte man den Schmerz auch noch ausweiten, denn Klubs wie München 60, Rot-Weiß Essen, Dynamo Dresden, MSV Duisburg, Waldhof Mannheim oder Arminia Bielefeld bolzen mittlerweile in der 3. Liga, andere noch darunter.

Doch was machen diese ehemaligen Traditionsvereine, ehemalige Meister und Pokalsieger früherer Zeiten, die inzwischen ihr Startrecht in der höchsten deutschen Spielklasse an Vereine ohne eigenen Bahnhof oder mit gerade mal 500 Auswärtsfahrern verloren haben? Sie labern irgendwas von „bei einem großen Traditionsverein aus einer großen Stadt ist es eh schwerer, hier ist der Druck ungleich höher“ oder vergleichbaren Stuss. Warum? Weil sie natürlich nicht zugeben können, dass sie einfach so gut wie jeden Trend verpennt haben und sich immer noch an ihrer vermeintlichen Größe und Vergangenheit aufgeilen, während Union Berlin in der Champions League spielt, was für eine Demütigung für Vereine wie Hertha oder den KSV. Vereine wie der von der Müllverbrennungsanlage oder aus Gelsenkirchen fahren einen personellen Aufwand wie ein Verein, der regelmäßig an der Europa League teilnimmt, allein die Anzahl der Mitarbeiter im NLZ und der Medienabteilung des KSV übersteigt die Anzahl der Mitarbeiter, die Vereine wie Heidenheim oder Paderborn für den gesamten Klub stellen. Mit anderen Worten: Man erstickt an seine eigenen, tatsächlich nicht mehr vorhandenen Größe. 

Haben Klubs wie Heidenheim oder Kiel vielleicht einen Ehrenrat, einen Seniorenrat, einen Beirat, einen Aufsichtsrat? Nein, die haben ja nicht mal einen steuerflüchtigen „Gönner“, ohne den der KSV bereits in der 5 Liga spielen würde. Diese Vereine scouten auch nicht bei ManCity oder Lens oder Barcelona, diese Vereine gucken in ihrem eigenem Umfeld nach tauglichen Spielern. Dort zählt nicht, von wo ein Spieler kommt, sondern ob er passt. Dort labern die Trainer auch nicht irgendwelchen großkotzigen Mist zusammen, sondern sie arbeiten mit dem Team. Dort schaffen es Spieler, sogar in der Bundesliga, aus dem eigenen Nachwuchs in die erste Mannschaft, während man beim KSV seit Jahren für andere Vereine ausbildet, wo sich dann rausstellt, dass der Nachwuchsspieler durchaus bessere Werte aufweist ist der für teures Geld aus Salzburg geliehene. Es mag für diese angeblich großen Vereine schmerzlich sein, aber mittlerweile ist es so, dass sie sich ein wenig Anschauungsunterricht bei Vereinen leisten sollten, die vor 15 Jahren noch im Amateurbereich krebsten.