Es ist vollbracht, der sensible Regenjogger, der intrigante Slenderman, der Europameister der Selbstvermarkter und Selbstoptimier ist endlich Geschichte, schlecht für den KSV, dass es fünf Jahre brauchte, bis die Kollegen aus dem Aufsichtsrat erkannt haben, worauf sie sich damals, im Mai 2019 eingelassen hatten. Liest man die Meldungen, besonders im Kampagnenblatt und der BILD, so kann man den körperlichen Schmerz seiner Chronisten und medialen Supporter bis nach Australien spüren, für seinen Nachfolger Stefan Kuntz wird die Nummer alles andere als ein Selbstgänger. Ich möchte über Kuntz an dieser Stelle garantiert nicht den Stab brechen, jeder verdient eine Chance, aber liest man die (angebliche) Begründung für seine Berufung, so kann man sich in etwa ausmalen, was die Anhänger des KSV erwarten wird. Und was nicht, was in diesem Fall deutlich bedeutsamer ist. 

Die Räte soll vor allem überzeugt haben, dass der gebürtige Saarländer beim HSV nicht alles radikal verändern will, was unter der fünfjährigen Leitung seines Vorgängers aufgebaut wurde. So will Kuntz die von Boldt geschaffene Gemeinschaftskultur auf der Geschäftsstelle weiter pflegen. Dazu wären die zuvor durchgefallenen Kandidaten um Felix Magath und Jörg Schmadtke offenbar nicht bereit gewesen. „Stefan kommt aus dem Fußball, hat Managementerfahrung und wird hier aufgebaute Strukturen und Verantwortlichkeiten finden und soll diese fokussiert weiterentwickeln“ (Hasenfuß) (Kampagnenblatt)

Hält man es im positiven Sinne mit dem Verein, so sollten bei der Lektüre dieser Zeilen die Alarmglocken läuten, denn offenbar hat man in den Gremien des Klubs immer noch nicht begriffen, woran es hapert. Denn um für die Zukunft eine dringend notwendige Leistungskultur zu implementieren, die unter Boldt der Sekte und der Wohlfühloase gewichen bzw. geopfert wurde, wäre es unbedingt notwendig, diese sogenannte „Gemeinschaftskultur“ innerhalb des Vereins aufzubrechen, denn es hat sich beim KSV das Gefühl eingenistet, dass doch eigentlich alles supi endgeil wäre, es fehlen halt nur ein paar Pünktchen. Dass diese Pünktchen nun aber bereits seit 6 Jahren, und eigentlich auch schon zu Bundesligazeiten fehlten, wird gekonnt verdrängt. So gesehen könnte man Stand heute den neuen Vorstand Stefan Kuntz im Grunde als ein Erbe des Sunshine King empfinden, der alles beim Alten lässt, aber halt nur ein paar Zähler mehr holen soll. Wie naiv kann man eigentlich sein?

Aber, und wie immer beim KSV kommt das große „Aber“, der Spaß hat erst begonnen, denn die nächsten Wochen könnten rau werden an der Müllverbrennungsanlage. Denn wenn auch die miesen Hofschranzen bei der (Boldt)-Stange bleiben werden, es gibt noch andere und ich möchte einige Teile eines Artikels aus der Zeit (Autor: Daniel Jovanov) zitieren, man erleidet das nächste Schleudertrauma, wenn man das liest. 

Am Ende halfen keine Tricks mehr 
 
Der HSV hat den Aufstieg in die Bundesliga wieder nicht geschafft – und entließ nun seinen Sportvorstand Jonas Boldt. Die Probleme des Clubs sind damit aber nicht gelöst. 
 
An dem 42-jährigen Boldt gab es schon eine Weile Zweifel, doch er konnte einen vorzeitigen Rauswurf mit einem cleveren Schachzug bisher verhindern: Mitte Februar hatte der Aufsichtsrat, das sechsköpfige Kontrollorgan des Sportvereins, bereits versucht, ihn aus dem Amt zu befördern. Damals hatte der Hamburger SV gerade in den ersten beiden Heimspielen nach der Winterpause satte acht Gegentore kassiert, der Wiederaufstieg in die erste Liga war noch weiter in die Ferne gerückt. Nach über zweieinhalb Jahren entließ Boldt seinen Trainer Tim Walter und beförderte seinen Co-Trainer Merlin Polzin zum Chef. Doch das Experiment mit dem 33-Jährigen ging nicht auf: Der HSV spielte beim Tabellenvorletzten Hansa Rostock nur 2:2. Die Fans waren sauer, auch auf Boldt. 
 
Es war klar, dass es nur einen geben könnte: Jonas Boldt oder Felix Magath. Einen Tag nach dem Spiel in Rostock saßen die drei Aufsichtsräte Michael Papenfuß, Markus Frömming und Stephan von Bülow mit Felix Magath zusammen. 
 
Dabei war von Beginn an klar, dass es nur einen beim HSV geben könnte: Boldt oder Magath. Sie halten bekanntermaßen nicht viel voneinander. Das Gespräch aber endete sehr abrupt, als bei den Aufsichtsräten eine Meldung auf dem Handydisplay aufpoppte. Etliche Medien in Hamburg berichteten, der HSV sei sich mit dem ehemaligen Trainer des 1. FC Köln Steffen Baumgart einig. Hatte Boldt also von dem Gespräch erfahren und schnell Baumgart eingesetzt, um seinen Sturz zu verhindern? Klar jedenfalls ist, dass er so zumindest eine Diskussion um seinen eigenen Posten für eine Weile unterbinden konnte. Magath wurde vom Aufsichtsrat wieder nach Hause geschickt. Man müsse dem neuen Trainer nun erst mal eine Chance geben, hieß es. 
 
Doch es kam bekanntlich anders – und in den vergangenen Tagen kam noch ein erschwerendes Problem hinzu. Neben der Bewertung der abgelaufenen Saison musste sich der Aufsichtsrat noch mit einem weiteren Boldt-Problem befassen: Der Rechtsanwalt und Spielerberater Marcus Haase hat nach Informationen der ZEIT bei der Hamburger Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen Boldt gestellt, wegen des Verdachts des Eingehungsbetruges, also wenn jemand vorgibt, eine Dienstleistung bezahlen zu wollen, es aber nicht tut. Die Anzeige erstreckt sich auch auf einen Verdacht der Untreue zulasten der HSV Fußball AG. „Ich fühle mich um den Lohn meiner Arbeit für den HSV geprellt. Außerdem machen die Angaben von Herrn Boldt eine Überprüfung auch im Interesse der HSV Fußball AG notwendig“, sagt Haase auf Nachfrage der ZEIT 
 
Mit der Personalie Kuntz aber haben sich die Probleme des HSV nicht erledigt. Offenbar macht der Anteilseigner Klaus-Michael Kühne dem Verein gerade viel Druck. Vor zwei Monaten stimmten die Mitglieder des HSV für eine Änderung der Rechtsform von einer reinen Aktiengesellschaft in eine Kommanditgesellschaft. Im Zuge dieser Rechtsformänderung wurde darüber hinaus vereinbart, dass ein Darlehen von Kühne in Höhe von 30 Millionen Euro in Anteile an der neuen Gesellschaft umgewandelt wird. Kühne würde dann mit einem Aktienanteil von etwa 30 Prozent zum größten Einzelaktionär des HSV aufsteigen. Mit dieser Vereinbarung hätte der Club sofort 30 Millionen Euro Schulden weniger – und er braucht das Geld dringend, allein für weitere Sanierungsarbeiten am Stadion. Doch nach Informationen der ZEIT ist Kühne verärgert. Nun scheint es, als wolle er doch keine Umwandlung in neue Anteile. Auf Nachfrage der ZEIT verweist die Pressestelle des HSV darauf, sich zu „internen Gesprächen“ mit Kühne nicht äußern zu wollen.
 
Zu geil 😀 Der KSV verweist darauf, dass man sich zu „internen Gesprächen“ nicht außert, bestätigt aber, dass es diese gibt. 
 
Nun, dann mal viel Spaß. Fasst man all das zusammen, versteht man, dass Boldt einen Baumgart(en) nur deshalb verpflichtet hat, weil er damit Felix Magath verhindern wollte und konnte. Mit anderen Worten: Die gerade abgelaufene Saison wurde nur deshalb leichtfertig verspielt worden, weil Boldt seinen gut bezahlten Job erhalten wollte. 
 
Übrigens: Schiebermützen gibts in Hamburg jetzt im Sonderabgebot auf dem Grabbeltisch 😀
 
Danke für weniger als Nichts, du arrogantes Arschloch
 
 
P.S. Ach ja, alles Gute, Horst Hrubesch, Und Petri Heil