Nun ist die Leverkusener Spargelstange zum Glück endlich Geschichte, aber ich wollte euch diesen Blog, den ich vor sechs Tagen geschrieben habe, trotzdem nicht vorenthalten.

Wie sagte Sunshine King Judas Boldt I. doch so schön (sinngemäß)? „Was hier alles schon erreicht wurde, wir feuern hier jeden Tag ein Ding raus. Wir haben die Mentalität des Vereins geändert, Ruhe in den Verein gebracht etc.“ Die Frage ist nur: Stimmt das überhaupt? Und wenn man es tatsächlich glauben möchte, dass die Mentalität des KSV geändert und ein nervöser Verein beruhigt wurde, wem gebühren die Lorbeeren dafür? Bzgl. der finanziellen Konsolidierung wurde in diesem Blog mehrfach nachgewiesen, auf welchem Fundament dies in den letzten Jahren geschehen ist und mittels neuer Kredite, staatlicher Unterstützung und dem Verkauf von Vereinseigentum könnte sogar Hirntoten diesen Verein „sanieren“, wenn er wüßte, was das ist. Bleibt also die angebliche Ruhe im Verein und die Veränderung der Mentalität. Was die Ruhe betrifft, kann ein jeder spätestens in diesen Tagen live miterleben, wie weit her es damit ist, am Ende ist dieser Verein selbst überhaupt nicht ruhig, das einzige was ruhig bzw. sediert ist, sind die Anhänger. Aber hat diese Veränderung tatsächlich etwas mit Boldt zu tun?

Das letzte Spiel, welches ich mir live in der tropfenden Volksparkruine angetan habe, war das letzte Saisonspiel der Spielzeit 2018/19 am 19.05.2019 gegen den bereits sicher abgestiegenen MSV Duisburg. Die Konstellation vor dem Spiel war ebenso klar wie die vor dem Nürnbergspiel, es ging um die goldene Ananas. Der KSV konnte nicht mehr aufsteigen, für Duisburg (bereits abgestiegen) ging es um ebenso viel wie für die Nürnberger. Ich ging mit der Dauerkarte meines Vaters ins Stadion, weil ich sehen wollte, wie die Fans auf das Verpassen des direkten Wiederaufstiegs reagieren würden. Ich erwartete Pfiffe, vielleicht sogar den Versuch eines Platzsturms, aber es passierte das Gegenteil. Die Loser, die diese unwichtige Partie mit 3:0 gewinnen konnte und die Saison als 4. beendeten, wurden nach dem Abpfiff ebenso gefeiert wie die Stolperjochen nach dem Nürnbergspiel. Ich weiß noch, dass ich ebenso fassungslos war wie die Spieler selbst, diese Schwachköpfe ließen die Versager tatsächlich hochleben, das Hüpfvolk war also bereits zum damaligen Zeitpunkt sediert. Problem ist nur: Judas Boldt kam erst am 24.05.2019 zum KSV, hatte also mit dieser Entwicklung weniger als nichts zu tun. 

Wer allerdings maßgeblich damit zu tun hat, war und ist die Abteilung Hofbericht. Denn es sind Kampagnenblatt, Mopo, Bild und Kicker, die den dünn angerührten Hüpfern seit Jahren nun verkaufen, wie endgeil alles ist, selbst über die Bilanzen unter Wettstein schrieben sie nur in rosa Lettern, zumindest solange, bis Frankie Betstone vom Hof geritten war. Aber ansonsten ist seit Jahren beim KSV alles in bester Ordnung. Man spielt in der besten zweiten Liga der Welt, es existieren ausschließlich KSV-Stars, der Campus quillt vor Juwelen über, Mitgliederrekorde, Zuschauerrekorde, kein Superlativ ist zu groß, als dass man es nicht mit dem Verein in Verbindung bringen könnte. Wenn man diese Nummer nun lange genug fährt, glauben die Spacken das irgendwann nicht nur, sie labern es auch ungeprüft nach. Dies ist aber mitnichten ein Verdienst des sensiblen Regenjoggers, denn diese Tendenz gab es bereits vor seiner Ankunft. Die Frage ist nun, was denn eigentlich bleibt. Nachgewiesen ist, dass die Finanzaussage Mumpitz ist. Die desaströse Transferbilanz ist ebenso öffentlich einzusehen wie die Tabellen der letzten 5 Jahre. Beruhigt wurden die Hüpfer durch das Dauerfeuer der Hofberichterstatter, man denke auch an deren Rolle in den Fällen Daffeh und Vuskovic. Kann sich jemand an auch nur einen Hamburger Journalisten-Darsteller erinnern, der Zweifel an den Versionen der Beschuldigten geäußert hatte? Ich nicht. 

Nur – was bleibt jetzt eigentlich für Judas? Richtig, nichts. Außer 5 verpasster Aufstiege. Ach ja, wenn jemand meint, ich würde nachtreten – stimmt, das tue ich. Ich trete nach und zwar solange, bis dieses Geschwür aus den Hamburger Medien verschwunden ist.

Anderes Thema: Wer geht und wer bleibt? Wie jedes Jahr ploppt natürlich auch diesmal das Gerücht auf, Robert Glatzel hätten gefühlt 472. Angebote aus dem In- und Ausland, aus der Bundesliga und und und. Tatsache ist jedoch, dass der Mann 2021 kam und seither in Hamburg spielt. In der letzten Saison wurde bis kurz vor Saisonbeginn gepokert, Glatzel sagte Schalke kurz vor Ultimo ab und verlängerte in Hamburg bis 2027, inlusive fetter Gehaltserhöhung und Verringerung der Höhe der Ausstiegsklausel. Ich bin so frei und stelle die Frage: Was hat es dem KSV gebracht? Ist man mit Glatzel in den letzten 3 Jahren aufgestiegen? Bei Ablauf seines Vertrags ist der Mann knapp 35 Jahre alt und würde er jetzt, mit 30 1/2 in eine höhere Liga wechseln, wäre er garantiert nicht gesetzt, sondern er könnte im besten Fall in den Kampf um einen Stammplatz eingreifen, im schlechtesten Fall spielt er die gleiche Rolle, die Nemeth in Hamburg spielt. Warum also sollte sich Glatzel, der in Hamburg unangefochten auf der 9 spielt, für ein paar Kröten mehr auf so etwas einlassen? Bei Reis steht eine Ausstiegsklausel in Höhe von € 5 Mio. auf dem Vertrag, das bezahlt keine Sau für den Spieler. Aktuell sehe ich nur Benes, der für € 2 Mio. gehen wird, das war’s. Aber vielleicht irre ich mich ja auch und der ehemals interessierte Saudi-Klub al Kohlrabi erinnert sich an Daffeh’s sagenhafte Saison und bietet irgendwas zwischen € 58 Mio.  und € 134 Mio. für den rüstigen Gambier.