Wie ihr bestimmt mitbekommen habt, hat sich User Demosthenes bereits ausführlich und unzweideutig über Aufsichtsrat-Boss und Business-Devil Marcell Jansen ausgelassen und ich habe den eigentlichen Blogbetreig innerhalb des gestrigen Blogs zitiert. Inhaltlich ist dem nicht viel hinzu zuzufügen, aber ich möchte diese, für mich einmalige Art der Selbstdarstellung nochmal genauer betrachten. Dies hat einen Grund: Noch nie in meinen 56 Jahren habe ich etwas Derartiges gesehen, ehrlich nicht. Natürlich stellen sich Firmen, Vereine und Unternehmen auf ihren Websites und Biografien so vorteilhaft wie möglich dar, aber diese unverhohlene und ekelhaft übertriebene Selbstbeweihräucherung sucht wirklich ihresgleichen. 

Marcell Jansen – Weltfußball und Unternehmer (https://www.marcell-jansen.de/)

Vielleicht habe ich ja eine andere Vorstellung von einem Weltfußballer, aber nur, weil man Bundesliga- und Nationalspieler war, ist man dann ein „Weltfußballer“? Und wieviele Weltfußballer würde es dann auf diesem Planeten geben? Tausende wahrscheinlich. Vielleicht mehr. 45 Länderspiele hat „Weltfußballer“ Jansen gemacht, davon 21 Freundschaftsspiele. Dabei hat er im Schnitt 55 Minuten gespielt. Weltfußballer? Bei einer Europameisterschaft hat er in 5 Spielen insgesamt 180 Minuten und bei einer Weltmeisterschaft in 5 Spielen insgesamt 244 Minuten gespielt. Nach diesen Maßstäben müssten auch Spieler wie Erik Durm, Shkodran Mustafi, Christoph Kramer oder Kevin Großkreutz mindestens Weltfußballer sein, denn sie gehörten zum Kader des Weltmeisters 2014. Allerdings bezweifel ich, dass sich jemand wie Christoph Kramer selbst als „Weltfußballer“ bezeichnen würde, sowas macht nur Präsident Pinselreiniger. 

Aber: Der Mann ist ja auch noch, wie man lesen kann, Unternehmer. Ist man Unternehmer, wenn man eine Firma wie Fielmann oder Budnikowsky aufbaut oder wenn man sich mit ein paar Tausendern an ihrem einer Start Up-Bude beteiligt und hier öfter falsch als richtig liegt. Die einfache Frage lautet: Würde sich ein normaler Mensch als „Unternehmer“ bezeichnen, wenn er in dem Maße tätig wäre, wie Herr Jansen? Ich bezweifel das. 

Sein ungewöhnlicher Abgang aus dem Profigeschäft und seine unternehmerische Weitsicht haben ihn längst zu einem begehrten Speaker für Veranstaltungen und Events unterschiedlichster Couleur gemacht.

„Er hat den Fußball nicht geliebt“, sagen die einen Käthes. Die anderen nennen es einen „ungewöhnlichen Abgang aus dem Profigeschäft“. Wenn man mit 29 nicht mehr den Vertrag erhält, den man sich in Schindellegi erlabern will, nachdem man in den Jahren zuvor mehr verletzt als gesund war, erklärt man seinen freiwilligen Rücktritt. In seinen 7 Jahren als Profi beim KSV war Jansen insgesamt 917 Tage verletzt, also fast 3  Jahre. Das alles scheint der Weltfußballer jedoch vergessen zu haben, anders ist sein albernes Selbstverständnis nicht zu erklären zu sein. Egal. Wie man allerdings von sich selbst behaupten kann, „unternehmerische Weitsicht“ zu besitzen, wenn man sich an ein paar unbekannten Buden beteiligt, bleibt mir ein Rätsel. Gut, dass Jansen erklärt, er würde ein begehrter Speaker für Veranstaltungen sein, ich höre das zum ersten Mal. 

 Bei seinen Auftritten liebt er das Zusammenspiel und die Interaktion mit den Menschen. Deshalb ist ihm das Interview oder persönliche Gespräch auf der Bühne lieber als der trockene Vortrag von der Kanzel herab. Aber auch das geht ihm dank seines Charismas und seiner Bühnenpräsenz leicht von der Hand. 

Es ist mir schon klar, dass Worthülsen-Cello den Quatsch nicht selbst geschrieben hat, aber das ändert nichts daran, dass dies seine eigene persönliche Website bzw. Homepage ist. Dies ist nicht ein Sammelsurium von Zeitungsauschnitten oder Lobpreisungen Fremder, dies ist Jansen der über Jansen spricht und das ist derartig peinlich, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Sorry, aber wahrscheinlich würde selbst ein Weltfußballer (und der ist das wirklich) wie Lothar Matthäus nicht von sich behaupten, er quelle über vor Charisma, Sprechpuppe Jansen hat damit absolut kein Problem. 

Sommer 2015: Eine Schlagzeile beherrscht die deutsche Medienlandschaft: „Marcell Jansen beendet mit 29 Jahren seine Fußballer-Karriere“.

Genau. Was war denn Charlie Hebdo gegen die Rücktrittsankündigung des besten Fußballers der Welt? Griechenland-Krise? Der Tod von Helmut Schmidt? Ach, scheiß drauf. Da war doch noch eine Maschine der Germanwings in die französischen Alpen geknallt und kann sich noch jemand an Bataclan erinnern? Jansen sicher nicht, denn er meint, dass der Umstand, dass er nicht mehr die Reha-Abteilung des KSV belästigt, die Medienlandschaft beherrschte. Wie kann man bloß in der eigenen Wahrnehmung dermaßen danebenliegen oder anders ausgedrückt: Was denkt der Kasper eigentlich, wer er ist? 

Marcell Jansen

Fußballexperte, Unternehmer, Speaker

  • Visionär
  • Erfahrung und Kompetenz im Team
  • Referenzen (Sportler) / Netzwerk
  • Sky-Sport-Experte
  • Gesicht des Hamburger Wegs
  • Ehem. Fußballprofi / Nationalspieler

Die Stiftung „Der Hamburger Weg“ wurde im Sommer 2015 gegründet und sich selbst als Gesicht dieser Stiftung zu beschreiben ist mit dem Begriff dummdreist nicht ausreichend gewürdigt. Man könnte stundenlang so weitermachen, obwohl die Seite eigentlich gar nicht so viel hergibt, aber man bleibt eigentlich immer wieder am gleichen Punkt hängen. Hier ist einer, der eine mehr als durchschnittliche Karriere als professioneller Fußballer hingelegt hat und der sich selbst als „Weltfußballer“ bezeichnet. Der sich im Anschluss an eine seine von zahllosen Verletzungen begleitete Karriere an ein paar seltsamen Firmen beteiligt und sich als „Visionär“ und Unternehmer fühlt. Der von sich selbst meint, er können vor lauter Charisma kaum aufrecht gehen. Der sich selbst als begnadeten Redner sieht, während andere Menschen vor lauter Fremdscham den Fernseher leise schalten, wenn er seine immer gleichen auswendig gelernten Worthülsen im Pseudo-Managersprech absondert. Nimmt man alles zusammen, dann ist der Präsident des KSV e.V. eine Witzfigur, ein Selbstdarsteller ohne Tiefe und ein Blender vor dem Herrn. Allerdings muss man gestehen, dass er mit diesen Eigenschaften perfekt zum Ex-Dino passt. 

Und hier beginnt das eigentliche Problem, denn mir ist es am Ende des Tages komplett egal, womit Bass Jansen seine Kröten verdient oder in welcher selbstgebauten Phantasiewelt er sich bewegt. Aber der Mann ist Präsident des KSV e.V., er ist Vorsitzender des Aufsichtsrats und er ist Chef-Speichellecker des „Gönners“. Damit bestimmt er im Wesentlichen die Geschicke und vor allem die Zukunft dieses Vereins. Und nun sollten sich die Mitglieder erneut fragen: Sollte jemand mit dieser Vita, mit dieser kaputten Selbstwahrnehmung wirklich diesen Verein führen? Zusammen mit Gestalten wie Frankie Wettschein und Jonas Witzboldt? Unterstützt vom Taschenbillard-Spieler Mutzel? Es heißt, der Fisch stinkt vom Kopf und der Kopf dieses Vereins ist krank. Sehr krank.