Ich lebe (noch) in Hamburg, habe immer in Hamburg gelebt, ich bin hier geboren. Ungefähr 8,8 km von meinem aktuellen Standort entfernt liegt der Hamburger Volkspark (nicht zu verwechseln mit dem Hamburger Stadtpark), als HSV-Spieler habe ich noch in Ochsenzoll gespielt und trainiert. Ich kenne nicht alle, aber viele aktuelle Würdenträger wie Vorstände, Aufsichtsräte etc. persönlich oder habe sie schon mehrfach live erlebt. Ich kenne auch einige ehemalige Führungskräfte und Mitglieder in den diversen Räten, ich kenne sogar Mitglieder der SC-Abteilungsleitung. Und ich kenne ca. 80% der Hamburger Sportjournalisten persönlich bzw. habe mehrfach mit ihnen gesprochen. Ich bin also der Meinung, auch deshalb, weil ich mich seit numehr 8 Jahren wohl intensiver als jeder andere mit diesem Verein beschäftige, dass ich mir ein gewisses Urteil über Personen, deren Verhalten, Strategien, Machtverhältnisse, gegenseitige Abhängigkeiten usw. erlauben kann, immerhin habe ich sogar ein Buch über den ganzen Quatsch geschrieben. 

Was aber machen Menschen, die nicht 8,8 km entfernt vom Volksparkstadion leben? Die all diese Personen nicht kennen, nicht einschätzen können, die sie eventuell mal im TV oder auf einem Bild in irgendeiner Zeitung gesehen haben? Eine Antwort darauf hat mich in dieser Woche nicht wirklich erschreckt, aber sie hat mir erneut vor Augen gehalten, wie es tatsächlich „da draußen“ aussieht. HSV-Arena-Leser Thomas Maskos hatte auf der Facebook-Seite von Thomas Schulz einem anderen User die Frage nach dessen Quellen gestellt, nachdem dieser behauptet hatte, er wisse nun „welche Rolle Schulz und auch Schäfer beim HSV einnehmen würden“. Die Antwort lautete: „Hamburger Abendblatt, Mopo usw. Ich schreib ja auch nur „und wenn ich lese“ – gehe davon aus, dass die Zeitungen ihre Quellen haben bzw. kann man aus den Äußerungen von Jansen, Schäfer, Schulz Eins und Eins zusammenzählen“. An dieser Stelle beginnt ein riesengroßes Problem und die Tatsache, dass sich der Verfasser dieser Antwort dieses Problems ebensowenig bewusst ist wie zahlreiche seiner Gesinnungsgenossen, macht die Angelegenheit noch dramatischer. Denn der/die Verfasser/in dieser Offenbarung wohnt in Dietershausen/Hessen, hat also nicht den blassesten Schimmer, was weniger als 9 km von mir entfernt jeden Tag abläuft. Aber er/sie ist in der Lage, den Rücktritt eines Vizepräsidenten zu fordern, der sich in schändlichster Art und Weise gegen den heiligen Präsidenten Pinselreiniger gewandt hat. Warum? Weil es doch das Hamburger Auftragsblatt und das Fischeinwickelpapier Mopo geschrieben haben und die „haben doch bestimmt ihre Quellen“. Außerdem kann man schließlich, wenn man so clever wie der/die Schreiber/in ist, eins und eins zusammenzählen. 

Nein, kannst du offenbar nicht, wie solltest du es auch können? Wie so viele andere auch, nutzt du die Quellen (Auftragsblatt, Mopo), weil sie dir das servieren, was dir ins Weltbild passt. Du fragst schon längst nicht mehr nach Beweisen oder bittest doch darum, dass die Hofberichter Ross und Reiter nennen, warum auch? Denn die „haben doch garantiert ihre Quellen“, gell? Klar haben sie, es sind die gleichen Quellen, die gerade in einer Schmutzkampgne, wie sie dieser Verein noch nicht gesehen hat, seit Jahren Interna aus Sitzungen, Meetings und Verhandlungen durchstecken und sei dir sicher, es sind immer die gleichen Quellen. Man muss noch nicht einmal besonders intelligent sein, um auf die Namen zu kommen, so viele sind es (diesmal) nicht. Komisch nur, dass in diesem Fall billigend in Kauf genommen wird, dass diese Geschichten nicht intern geregelt werden, sondern „nach außen dringen“. Immer schön so, wie es passt. Aber ich gebe zu, im Moment ist auch nicht leicht, die Guten von den Schlechten zu unterscheiden oder sollte man lieber sagen: Die Schlechten von den ganz Schlechten? Denn wir befinden uns zur Zeit in einer Phase, die selbst für Hamburger Verhältnisse selten ist, wir befinden uns mitten in einem Krieg der Medien. 

Zwei-Parteien-Kriege hat es in Hamburg schon immer gegeben, sie gehören quasi zur DNA dieses Vereins. Pro Kühne vs. Contra Kühne, Pro-Hoffmann vs. Contra Hoffmann, Pro HSVPLUS vs. Contra HSV-PLUS, die Liste ist unendlich. Nun aber bekämpfen sich die Blätter und es geht um nicht mehr und nicht weniger als um deren Existenz. Auf der einen Seite haben wir die Freunde vom Hamburger Auftragsblatt (Schiller, Jacobs usw.), die Mopo (Braasch,Rebien) und einige Trittbrettfahrer wie Kicker (Wolff), manchmal der Spiegel, selten die ZEIT. Das, was die ersten beiden Genannten zur Zeit betreiben, nennt man KAMPAGNENJOURNALISMUS. Kampagnenjournalismus ist schnell erklärt, es handelt sich um eine Berichterstattung, bei der es nicht um Wahrheiten, Fakten oder Beweise geht, sondern um das, was am Ende dabei rauskommt. Das erklärte Ziel der genannten Hofschranzen ist ganz einfach zu erkennen, man möchte diejenigen, die man  einem Trommelfeuer von unbewiesenen und (größtenteils) falschen Anschuldigungen aussetzt, aus dem Weg schaffen (Schulz) oder zumindest nachhaltig einschüchtern (Schäfer). 

Warum aber betreibt man diesen Aufwand? Ganz einfach, weil man etwas dafür bekommt. Jemand, der ernsthaft glaubt, all diese Blättchen (oder Blogger) würde das alles machen, um im Sinne des Vereins zu handeln, glaubt auch, das Zitronenfalter Zitronen falten. Nichts von dem, was sie verbreiten, dient dazu, die Situation des Vereins zu verbessern, im Gegenteil, aber damit decken sich ihre Motive zumindest mit denen ihrer Informanten, denn auch die handeln zu keinem Zeitpunkt zum Wohle des HSV, sondern ausschließlich zu ihrem eigenen. Und um diese eigenen Ziele durchzusetzen, bedienen sie sich der willigen Medien, die im Gegenzug ihre Quellen sichern, aber da ist noch etwas anderes. Kein Medium, dem das Wasser bis zum Hals steht, veröffentlicht etwas, von dem es glaubt, dass die Mehrzahl der Leser/User eine gegenteilige Meinung vertreten oder anders ausgedrückt: Bediene deine Käufer, indem du ihnen das schreibst, was sie lesen wollen. Das macht im Grunde so gut wie jedes öffentliche Medium so, mit einer Ausnahme und damit wären wir bei der anderen (Kriegs)-Partei: Die BILD. Natürlich möchte auch die BILD ihre Leser dort abholen, wo sie sind (meinungstechnisch), aber die BILD ist so mächtig, dass sie sich getrost mit so gut wie jedem anlegen kann, ob es der Masse nun passt oder nicht. 

Und so befinden wir uns aktuell in einem offenen Medien-Gemetzel, auf der einen Seite die Jansen/Wettstein-Hofschreiber, auf der anderen Seite die Freunde aus dem Hause Springer. Allerdings ist dieser Fight nicht neu, wenn man beispielsweise an die gesamte Jatta/Daffeh-Nummer denkt. Auch hier ist die BILD zusammen mit der kleinen Schwester SportBILD allein auf weiter Flur, wenn es darum geht, die Identität des Außenstürmers zu klären. Wirklich alle anderen befinden sich auf der gegenüberliegenden Seite, in der Hoffnung, dort ihre Leser/User abgreifen zu können. Das „Lustige“ ist, dass ich in all den Monaten zahllose Gespräche über das Thema Jatta/Daffeh geführt habe und ich schwöre es – nicht eine einzige Stimme war dabei, die an die Identität von Bakery Jatta glaubt. Schreiben tut man dann natürlich etwas anderes, weil die Leser/User etwas anderes lesen wollen und nicht, weil es stimmt. Und so beobachten wir auch weiterhin den Krieg der Knöpfe zwischen den Hofschranzen und der BILD, ironischerweise genau dem Blatt, welches den Kampagnenjournalismus quasi erfunden hat. Für den armen User aus Dietershausen wird das Dilemma dadurch natürlich nicht kleiner, wie soll er jetzt wissen, wer die Wahrheit schreibt und wer nicht? Ich habe einen Tipp: Diejenigen, die gegenüber Schulz und Schäfer unbewiesene Schauermärchen verbreiten, sind es nicht. 

P.S. Es wäre im Übrigen ein Leichtes, auf den gerade Geschwindigkeit aufnehmenden Facebook-Zug aufzuspringen und die Köpfe der angebliche Quertreiber zu fordern, der Beifall der Einfallspinsel wäre einem sicher. Aber dies war nie die Intention dieses Blogs und sie wird es auch nicht sein. Es geht nicht darum, dass „Beliebte“ zu schreiben, sondern das Richtige. Und so befinden wir uns wieder einmal da, wo wir schon so oft waren, wo wir auch beispielsweise im Mai 2015 waren, als ich diesen Blog schrieb: 

https://www.hsv-arena.hamburg/2015/05/19/das-groesste-kapital-des-hsv-ist-die-dummheit-seiner-fans/

Und? Fällt etwas auf? Hat sich in knapp 6 Jahren irgendetwas geändert bei diesem Verein?