Ich frage mich ja immer wieder, wie man überhaupt darüber diskutieren kann. Wie man überhaupt daran zweifeln kann oder es einfach nicht begreifen möchte. Die Rede ist vom Wertezuwachs bei professionellen Fußballern. Dabei ist die Rechnung relativ simpel, man muss sich nur einmal darauf einlassen und nicht dem PR-Gejammer der idiotischen Medien folgen, die den Selbstoptimierungs-Schwachsinn der Abzocker in den Vorstand-und Sportdirektorenbüros mitspielen. Am Beispiel des HSV ist es eigentlich recht einfach nachzuvollziehen, ich versuche es einfach mal. Mal angenommen, ich bin nicht Sportchef von Bayern München, dem FC Barcelona, Real Madrid, Manchester City/United oder Paris St. Germain. Diese Vereine befinden sich in der privilegierten Situation, dass sie Spieler nicht ausbilden müssen. Bei diesen Klubs geht es um Silverware, um Titel und Pokal und nicht darum, den Nachwuchs zu fördern, um den eigens ausgebildete Jung-Kicker mit Gewinn zu verkaufen. Diese Vereine haben natürlich auch ausgezeichnete Nachwuchsleistungszentren (La Masia), aber die sind vom Grundsatz dafür da, überdurchschnittliche Spieler fürs eigene Team zu züchten. 

Alle anderen Klubs sind darauf angewiesen, früher oder später die Spieler, die im eigenen Team überproportional performen, an einen Verein abzugegeben, der mindestens eine Stufe höher in der Nahrungskette steht. Dies ist der natürliche Lauf der Dinge und eigentlich halten sich auch alle an dieses Gesetz, nur eben der HSV nicht. Ausgerechnet der Verein, der aufgrund seiner prekären finanziellen Situation unbefingt auf Transfereinnahmen angewiesen ist, verzichtet generös auf Transfereinnahmen und verpflichtet stattdessen „Säulenspieler“, die allerdings mehr an Litfaßsäulen erinnern und weniger an  Säulen, die ein Gebäude stützen. Das „Lustige“ beim HSV – die meisten dieser Säulenspieler sind nach einem Jahr wieder Geschichte, aber anstatt daraus zu lernen, macht man die gleichen Fehler einfach nochmal. Ulreich,Terodde – Geschichte. Leistner, Gjasula – überflüssiger Ballast. Es ist ja nicht so, dass ich in diesem Blog während der letzten Transferperiode genau das prophezeit hatte, aber darum geht es nicht. „Nur mit Jungen geht es nicht“ heißt die dümmliche Legende, die gern über die Medien gespielt wird, damit man sinnfreie Transfers von Auslaufmodellen rechtfertigen kann. Dabei zeigen Klubs wie Ajax Amsterdam oder Red Bull Salzburg, dass es sehr wohl mit fast ausschließlich jungen Spielern geht, es müssen halt nur die richtigen jungen Spieler und vor allem die richtigen Trainer sein. Der HSV hat beides nicht und dennoch könnte man gänzlich anders agieren. 

Mal ausgenommen Torgarant Terodde, wer von den Spieler der letzten Saison hat am meisten überzeugt? Mir fallen, trotz der am Ende erfolglosen Spielzeit vor allem die Namen Ambrosius (22), Vagnoman (20), Onana (19), Meißner (21) und Wintzheimer (22) ein. Im Gegenzug, welche Spieler haben am meisten enttäuscht? Ich wäre da bei Ulreich (32), Leistner (30), Gjasula (31), Kittel (29), Kinsombi (26) und Jung (26). Nun verlassen einige Spieler den Verein, doch was machen Boldt und Mutzel? So holen Schonlau (im August 27), Meffert (im September 27), Glatzel (27). Einzig der Transfer von Reis (21) macht aus finanzieller Sicht Sinn, alles andere ist bereits vor dem ersten Anstoß Geldverbrennung. Denn anstatt die Abgänge mit wirklich gutem Nachwuchs zwischen 19 und 22 zu ersetzen, holt man Spieler, die ein Jahr vor Ablauf ihrer Verträge um die 30 sind und NULL Weiterverkaufswert repräsentieren. Dazu haben sie in Hamburg unter Garantie wieder derart gute Verträge erhalten (man denke an Schonlaus Absage an Schalke, weil er dort nicht das Hamburger Gehalt hätte bekommen können), dass sie kein anderer Zweitligist finanzieren kann. Ergo – die gleichen Wege wie die der Herren Jung und Narey sind vorgezeichnet. Dabei kann man doch an Spielern wie Ambrosius, Onana und Vagnoman erkennen, dass man solche Jungs einfach nur spielen lassen muss, dann vervielfacht sich ihr Wert automatisch, das ist gar nicht zu verhindern. Man muss wahrlich kein Prophet sein, wenn man bereits vor dem ersten Anstoß der Saison 2021/22 behauptet: Mit den Spielern Feuer-Hernandes, Mickel, Schonlau, Heyer, Leistner, Bates, Leibold, Gyamerah, Meffert, Gjasula, Kinsombi, Dudziak, Kittel, Daffeh, Opoku, Amaechi und Glatzel wird der HSV so gut wie keinen Euro an Ablöse generieren. Mit den Spielern Vagnoman, Ambrosius, Onana, Meißner, Reis möglicherweise. Das Durchschnittsalter der „Perspektivspieler“ beträgt 20,6 Jahre, das Verhältnis ist für den HSV ein Desaster. 

 

Doch was genau soll dieser so überaus durchsichtige Mumpitz denn nun eigentlich? Natürlich werden demnächst wieder die üblichen Verdächtigen befragt und die Antworten werden die üblichen sein: „Wir brauchen ein paar erfahrene Spieler, um die Stabilität zu zu erhöhen“. Was für eine Schifferscheiße. Behrami, N. Müller, Djourou, Oliz, Diaz, Ekdal, Hunt, Spahic, Mavraj, Papadopoulos, Hahn, Lacroix, Ewerton, Harnik, Hinterseer, Letschert, Kittel, Gjasula, Ulreich, Leistner – sie alle wurden als „Stabilisatoren“ oder „Säulenspieler“ geholt und was genau haben sie stabilisiert. In erster Linie ihr eigenes Bankkonto, aber nicht die Entwicklung der Mannschaft. All diese Spieler haben den HSV ein Vermögen gekostet und wer von denen hat dem Verein eine signifikante Ablösesumme eingespielt? Keiner. Aber wo wir schon beim Thema Stabilität sind – was genau soll eigentlich beim HSV 2021/22 stabilisiert werden? Stand heute spielt der Verein zu 99% nicht um den Aufstieg in die Bundesliga mit, also holt man Spieler wie Schonlau und Meffert, um einen Mittelfeldplatz in Liga 2 abzusichern? Dafür sind diese Herren eigentlich ein wenig zu teuer. 

Nein, es gibt keine logische Erklärung für das Transferverhalten des HSV in den letzten 10 Jahren, aber es gibt natürlich eine andere. Oder sogar zwei. Bei Transfers mit Spielern eines bestimmten Alters kann man Geld umsetzen. Beraterhonorare werden fällig, Handgelder werden bei Spielern bezahlt, die vertragslos sind. Diese Gelder werden „gerecht“ aufgeteilt, jeder bekommt seinen Anteil. Der zweite Grund: Mit der Verpflichtung von „erfahrenen“ Spielern kaschiert der HSV, dass er seit Jahrzehnten ein katastrophales Scouting unterhält bzw. dass er für wirkliche Talente einfach kein Transferziel mehr ist. Dieser Zug ist seit 2014 entgültig abgefahren, übrig bleiben Pseudo-Talente und Scheinriesen wie Amaechi, mit denen man den verblödeten Fans demonstrieren kann, dass auch der „HSV einen Jung-Profi aus England holen kann“. Alles an diesem Verein ist Fake und nur der PR-Kosmetik geschuldet, ein Plan oder eine Strategie existiert nicht. Aber zum Glück hat man einen Aufsichtsrat, der all das auch weiterhin durchwinken wird. Und ob der nächste Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende nun Jansen,  Bester oder Goofy heißt, spielt keine Rolle mehr. 

In diesem Sinne, ich könnte kotzen….