Ein Gastblog von Alex
Dieser Blog nimmt Bezug auf die Blogs vom 12.07.2021 und 15.07.2021
https://www.hsv-arena.hamburg/2021/07/12/impressionen-vom-trainingslager-in-grassau/
https://www.hsv-arena.hamburg/2021/07/15/impressionen-vom-trainingslager-in-grassau-der-sportliche-aspekt/
sowie das zugehörige Videomaterial:
https://vimeo.com/user/126313400/folder/4886165
Zum Abschluss meiner Impressionen vom Trainingslager möchte ich noch das Drumherum beschreiben, auf das Testspiel gegen Basel eingehen und zum Liga-Alltag mit dem Saisonauftaktspiel gegen Schalke überleiten.
Kennt ihr die Szene aus Terminator 2, in der eine perfekt durchtrainierte Linda Hamilton als Sarah Connor am Zaun steht und verzweifelt versucht, die Menschen auf dem Spielplatz vor der Apokalypse zu warnen, bevor die Nuklearexplosion ganz New York pulverisiert? Genau dieses Szenario habe ich vor Augen, wenn es um den HSV geht. Der HSV ist gefallen, hingerichtet durch inkompetente Totalversager und widerliche Selbstoptimierer. Einige wenige haben rechtzeitig gewarnt und wurden dafür belächelt und beschimpft. Der Verein glänzt seit Jahren durch sportlichen Misserfolg und wirtschaftlichen Niedergang, ist zur Lachnummer der Nation verkommen und sorgt regelmäßig für unerträgliches Fremdschämen. Geblieben sind Erinnerungen an die Zeit in der Westkurve im Block E und an Meisterschaften mit Spielern wie Kevin Keegan und Horst Hrubesch sowie an eine gute Phase mit dem kleinen Engel van der Vaart. Innerlich total zerrissen begleitet man den zum Gesamtdefekt mutierten Traditionsverein aus einer immer größer werdenden Distanz und muss dennoch immer wieder Häme und Spott über sich ergehen lassen, wenn sich der HSV wieder mal lächerlich macht und man als HSV-Interessierter nur noch Mitleid erhält. Werder Festspielwochen, Fulham-Debakel, koan Finale Dahoam, 2:9, 0:8, 0:8 Niederlagen in München, Relegation, Abstieg, dreimal verkackter Wiederaufstieg, geisteskranke „Kult-Fans“ wie Helm-Peter, der Sievi, Vater & Sohn, kritikunfähige Dauerhüpfer und verblödete Klippschüler, die weiterhin jede Peinlichkeit durch die rosarote Vereinsbrille beklatschen, nie enden wollende Hofberichterstattung, Minderleistungskultur, Wohlfühloase, mittlerweile empfindet man nur noch tiefste Verachtung für die Personen, die all das zu verantworten haben und niemals zur Rechenschaft gezogen wurden. Und dennoch wird im Volkspark immer weiter Fußball gespielt.
Warum also tut man sich als erwachsener Mensch ein Trainingslager des HSV an? Ganz einfach: Es ist die Faszination Fußball, das Gefühl, wenn man eine top-gepflegte Sportanlage mit Rasenplätzen und zwei Toren sieht, den frisch gemähten Rasen riecht und sofort Bock auf Kicken und Gewinnen hat. Um mal Colonel Kilgore zu zitieren: Es riecht nach Sieg! Und weil ich mir die Liebe zum Fußball vom HSV nicht kaputtmachen lassen möchte. Und weil es mich brennend interessiert, warum Spieler, die das Privileg haben, in der zweithöchsten Spielklasse ihr Hobby zum Beruf machen zu können, beim HSV schlechter werden und regelmäßig kläglich versagen. Welche Situation ist der Knackpunkt, dass ein Spieler zum Dienst nach Vorschrift übergeht? Wodurch wird das Mannschaftsgefüge zerstört, obwohl Ahorn Hunt nicht mehr dabei ist? Wann verliert der neue Übungsleiter die Kabine? Um dies herauszufinden, muss man sich direkt in die Höhle des Löwen begeben. Da der Verein mittlerweile hochtoxisch ist, darf man sich aus Gründen des Selbstschutzes jedoch immer nur kurz in das Umfeld des sogenannten HSV-Virus begeben.
Also düst man ganz enstpannt mit ICE und BRB ins schöne Oberbayern und mietet sich dort eine kleine, aber feine Ferienwohnung auf dem Bauernhof, ca. 1,5 km. entfernt vom Trainingsgelände des ASV Grassau. Grundregel bei der Wahl der Unterkunft: Nicht mit im Mannschaftshotel wohnen, auch wenn das Achental Resort direkt neben dem Trainingsgelände liegt und ein wohltuend anderes Ambiente zu bieten hat. Aber: Zu teuer und zu nah dran an noch aktiven Totengräbern, Hofberichterstattern und mitgereisten Fan-Boys. Auf dem Bauerhof muss man sich zunächst mit völlig veralteten und ständig ausfallenden PowerLAN-Adaptern sowie einer WLAN-Bandbreite aus Akustikkoppler-Zeiten arrangieren, aber dann geht’s. Kurz noch die Supermärkte, die beste Metzgerei vor Ort und den E-Bike-Verleih ausfindig machen und schon sind die perfekten Rahmenbedingungen für einen entspannten Kurzurlaub geschaffen: Mit zwei festen Terminen pro Tag, um die man sein Wellness-Programm herum gestalten darf. Endlich mal so richtig durchschnaufen, lol.
Während der Trainingseinheiten galt es dann, die richtigen Szenen zu finden, um die Stimmung auf dem Platz einzufangen, aber auch kleine Nickligkeiten und andere Disharmonien zu dokumentieren, was durchaus einer gewissen Aufmerksamkeit bedarf. Auch die komplizierten Übungsformen des neuen Trainerteams mussten erstmal kapiert werden, sowohl von den Zuschauern als auch von einigen Spielern. Bei der Gelegenheit testet man dann sein neues Equipment aus: Neues Handy-Stativ (lel), Gimbal, Richtmikro und anderes Spielzeug kommen endlich mal zum Einsatz. Wenn es dann abends ans Hochladen der Full-HD-Videos geht, kommt man auf dem Bauernhof allerdings an seine Grenzen. Entweder verballert man an den wenigen Tagen sein gesamtes Datenvolumen für den Monat oder man sucht sich ein performantes WLAN. Natürlich könnte man sich auch jeden Tag einen Daypass für nen Heiermann leisten, was ungefähr einem Zehntel des Budgets entspräche, was die Orks täglich für Alk rausgehauen haben, aber so eine Problematik sucht eigentlich nach einer smarteren Lösung. Und aus genau diesen Herausforderungen entwickelt sich meistens die Essenz solcher Reisen: Spontane Schnacks mit allerlei Leuten, die man dort zufällig oder ganz bewusst trifft und woraus sich unglaublich spannende und interessante Unterhaltungen ergeben. Das ist übrigens dieses in Vergessenheit geratene Ritual, wo Menschen noch direkt miteinander sprechen, anstatt sich ausschließlich per Smartphone über soziale Medien auszutauschen und der freiwilligen Selbstverblödung hinzugeben, aber ich drifte wieder ab.
Morgen dann Teil 2
Es gibt übrigens wieder eine Tipprunde. Sei dabei…
https://www.kicktipp.de/dasende22/
Danke für die klasse Beschreibung. Schreibst Du auch noch Reiseführer? Da will man dabei sein :))
Besser als der neue Schreiber beim Lügenbaron.
Vom Bild her hätte der auch Reklame für kinderschokolade machen können.
Moin Zusammen,
Danke Alex für Deine persönlichen Eindrücke! BTW: Neues Handy-Stativ…sehr schön 😉🎩
Sehr schön geschrieben, Alex! Aufstiegsreif.
Obwohl mein Interesse am Fußball im Allgemeinen und am HSV im Speziellen mehr oder weniger erloschen ist, bin ich doch gespannt auf Teil 2 des Berichts.
Super Teaser, Danke Alex. Aber in einem Punkt muss ich Dich leider korrigieren: Der Mann ist Lt. Colonel.
Klugscheißer
niemand mag klugscheisser aber die stadt war nicht new york, sondern los angeles 😀
Der wahre Klugscheißer hätte geantwortet: Nicht „ist“ sondern „war“. Hehe….
Dein Klugscheißer hoch 2
Freue mich auf morgen.
Vielleicht wirst du ja irgendwann diese Erfahrung selbst machen. Wenn du bis morgen um 03.50 Uhr an einem Blog schreibst, von dem du weißt, dass du keinen Cent dafür bekommst und dann liest du, dass irgendein Spacken über ein Datum, einen Dienstgrad oder was auch immer ablästert. Da macht richtig Laune, glaub mir.
…was fürn Vollpfosten!
Nur, damit das nicht untergeht:
Lieber Alex, super Teaser, super blog, Danke.
Oder, um es detaillierter zu sagen: Deine Kriegsberichterstattung (Achtung, Ironie!) aus Grassau verdient das Prädikat „Besonders wertvoll!“. Die Zeit, die Mühen, das Geld, das Du geopfert hast, um uns Deine Eindrücke von den Spielern, Trainern, Stäben, aber auch den vor Ort vorhandenen Fans mitzuteilen, verdient meinen Respekt und meine Hochachtung.
Auch bin ich Dir sehr dankbar für die viele Arbeit (die Filme, die Texte) die Du Dir machst, um Deine Eindrücke mit uns zu teilen. Und alles aus Liebe zum Spiel… so, wie es sein sollte.
Ich freue mich auf morgen, wo wir hoffentlich mehr über die spannenden und interessanten Unterhaltungen am Spielfeldrand und anderes mehr erfahren.
So long, droog.
PS: Ich freue mich schon auf „dieses in Vergessenheit geratene Ritual, wo Menschen noch direkt miteinander sprechen, anstatt sich ausschließlich per Smartphone über soziale Medien auszutauschen“. CU
https://youtu.be/B8YKgBtWM3o
Apropos: Der Spasti zum Infektionsgeschehen.
@Hannes: Ich auch!
Danke Alex. Wieder mal großes Kino!
Off topic: Jimmy Hartwig will DFB Präsident werden. Again. Der Fußball als Real Life Comedy
Integerer als seine Vorgänger erscheint er mir allemal. Erste Wahl wäre er bei mir allerdings auch nicht.
Altona 93
jimmy kickte gegen Altona beim HSV
Damals war ja Negerkuss noch erlaubt
Da rief einer aus der Zuschauerreihe, ejj Jimmi, nimm mal Dein Ofenrohr da weg
Ach war das damals alles unvorbelastet….
Lg
Träumer vom alten HSV
Man möchte einfach nur weiterlesen … Klasse geschrieben @Alex, danke !
Du kannst es nicht lassen, oder?
ALEX eine Bereicherung für unseren Blog, bin auf morgen gespannt. GRAVESEN hast Du Deinen Nachfolger gefunden?
Als ob es einen zweiten Lachs geben könnte 😀
Vielen Dank für die Frontberichterstattung ALEX. Insbesondere für die eindrücklichen Trainingsvideos, an die man sich im Laufe der Saison sicherlich noch erinnern wird.
Welche Vollfeile hat Münchhausen eigentlich im Schädel?
So schnell kann es gehen, vom HSV-Sanierer zum schlechten Bauchgefühl in Scholles Darmwindungen. Ein Superlativ jagt den nächsten.
Super Blog, danke für den tollen Gastbeitrag