Zerschlagenes Porzellan

Gestern las ich in einem Kommentar eine interessante Frage, sie lautete: “Wann hat das Virus begonnen und angefangen, sich auszubreiten. Und wer war Patient Null”? Ich denke, das kann eigentlich niemand wirklich beantworten, weil sich diese Entwicklung wahrscheinlich für jeden an einem anderen Ereignis manifestierten und festmachen lässt.  Wenn ich ehrlich bin, kann ich es nicht mal für mich selbst zu 100% beantworten, aber ich weiß, dass ich im Jahr 2014 endgültig mit diesem Verein gebrochen habe. Warum? Nun, wie die Meisten wissen, habe ich mich in den Jahren 2013/14 mit sehr viel Zeitaufwand, sehr viel Energie, sehr vielen Gesprächen und Sitzungen, vielen Kilometern Fahrerei und nach reichlich Anfeindungen für eine massive und aus meiner Sicht notwendige Veränderung des Vereins engagiert, das Ganze gipfelte dann in der Mitglieder-Initiative HSVPLUS. Die Idee war und ist richtig und ohne das Wissen, was am Ende daraus gemacht wurde, würde ich heute das Gleiche nochmal machen. Es war richtig und notwendig, diesen Verein zu reformieren, leider Gottes wurde die Idee und die Arbeit von außerordentlich vielen engagierten Mitgliedern in der Folge pervertiert. Der Gipfel der Genüsse war dann die Frage des damaligen Vorstandsvorsitzenden Beiersdorfer in einem Interview mit Daniel Jovanov: “Was sind denn überhaupt die Inhalte von HSVPLUS?”

Selten in meinem Leben habe ich mich derartig verarscht gefühlt und dabei ging es zu keinem Zeitpunkt um mich persönlich. Es ging immer um den Verein, um all die ehrenamtlichen Helfer, die HSVPLUS überhaupt erst ins Rollen gebracht hatten und die am Ende von den Initiatoren und denen, die eben diese Initiatoren ins Boot geholt hatten, zum Narren gehalten wurden. Selbst heute, 7 Jahre danach, stelle ich mir immer noch die Frage, ob eine komplette Verleugnung dessen, womit man mehr als 86% der Stimmberechtigten (die anwesend waren) zu ihrem Kreuz auf dem Zettel motiviert hatte, von Anfang an Teil der Planung war oder ob man erst im Zuge der Neuordnung zu dem Schluss gekommen war, dass man doch lieber alles beim alten belassen wollte. Dabei macht es am Ende eigentlich keinen echten Unterschied mehr, dann egal wie, in dieser Zeit wurde die Zukunft dieses Vereins, der ca. 40 Jahre Teil meines Lebens war, zu Grabe getragen und für immer beerdigt. Da können die Hofberichterstatter auch noch so viele Homestories ausbuddeln, da kann man gern auch weitere 14 Mal den kompletten Kader austauschen, der Verein ist tot und er kommt nicht zurück. Der HSV, den ich so viele Jahre mit extremen Enthusiasmus verfolgt habe, den gibt es nicht mehr. 

Betrachtet man die Stimmung in Blogs, Foren, bei Facebook, Twitter etc., dann nehme ich zur Kenntnis, dass ich nicht allein bin, im Gegenteil. Ich sehe auch, dass bei viele ehemaligen Hüpfern die Zündschnur extrem kurz geworden ist, man weder mit dem Verein noch mit den aktuell Verantwortlichen allzu viel Geduld aufbringt und auch nicht aufbringen will. Wahrscheinlich haben viele das Gefühl, einmal zu oft verarscht worden zu sein, der Verein hat es schlicht und ergreifend geschafft, über die Jahre zuviel Porzellan zu zerschlagen und dieses kann man nicht mehr kleben. Okay, für ein oder zwei Spiele, die nicht verloren oder gar gewonnen werden, kann auch durchaus mal wieder so etwas wie medial gehypte Ruhe einkehren, aber sobald der nächste Dreier leichtfertig und arrogant verdaddelt wurde, kommen Zorn und Häme in doppelter Intensität zurück. Von den eigenen Anhängern wohlgemerkt. Denn viele haben inzwischen registriert, dass der HSV seit vielen Jahren nichts anderes ist als ein Potemkinsches Dorf. Ein Scheinriese, der verzweifelt versucht, eine Vergangenheit zu reanimieren, anstatt auf die Zukunft zu setzen. 

Das Problem des Vereins respektive seiner Machthaber ist im Jahr 2021, dass man ihm nicht mehr glaubt. Egal, was sie tun, egal was sie veröffentlichen, ihnen schlägt ein Mißtrauen entgegen, welches zu 100% selbstverschuldet ist. Man kann Menschen nun mal nur bis zu einem gewissen Punkt verscheißern, irgendwann ist Schluss. Und in Hamburg ist Schluss. Auf Dauer. Gibt es aus dieser Situation einen Ausweg? Ehrlich, ich sehe keinen. Natürlich könnte man auf der Stelle das gesamte Versager-Personal austauschen, aber was kommt dann? Und selbst, wenn man irgendwelche alten Granden, die im Übrigen immer seltener werden, reaktivieren würde, würde man sie mit Mißtrauen beäugen. Der HSV hat einfach keinen Kredit mehr, den hat der erfolgreich verspielt, in dem man echten Fans gezeigt hat, wie sehr man auf sie und ihre Befindlichkeiten scheißt. Tatsächlich interessiert beim HSV (und nicht nur da) der Fan selbst weniger als Null, interessant ist sein Geld und da steht das nächste Problem des Vereins vor der Tür: Er hat sich die größten möglichen Fehler ausgerechnet in einer Zeit erlaubt, in der sich der professionelle Fußball grundsätzlich von der Gesellschaft entfernt, das menschliche und systematische Versagen an der Sylvesterallee wirkt entsprechend doppelt und dreifach. 

Und was für die Fans gilt, gilt für die Wirtschaft und die Sponsor exakt genauso. Der Verein hat keinen Dispo mehr, man glaubt ihm nicht. Zu oft wurden die Pferde im Galopp gewechselt, zu oft wurde mit falschen Versprechungen gearbeitet. Selbstverständlich tragen “Sympathieträger” wie Wettstein, Boldt und Walter ihren Teil auch noch dazu bei, wer möchte schon freiwillig mit solchen Menschen zu tun haben? Also – das Kind ist nicht in den Brunnen gefallen, es treibt bereits seit Jahren mit dem Gesicht nach unten und Reanimierungsversuche sind zum Scheitern verurteilt. Und bekanntlich geht es lustig weiter. Beirats-Posse um Präsident Pinselreiniger, angekündigte Proklamationen, die nie kommen. Katastrophale Transfers, Trainerwechsel im 3/4-Jahresrhythmus und dabei Ticketpreise wie bei einem Champions League-Teilnehmer. Mit jedem Stunt verliert man weitere, ehemals treue Anhänger und es kommen keine neuen hinzu.

Den Fakt ist: Der HSV hat Kredit verspielt, reichlich Kredit. Bei einigen jeglichen, bei vielen große Teile. Das Problem ist nun, dass man diesen Kredit nicht so ohne weiteres zurückbekommt. Hinter jeden guten Aktion steckt Mißtrauen, jeder vom Verein und Medien gefeierte Transfer wird angezweifelt. Rückhaltlose Unterstützung, wie sie ein Verein, der tatsächlich einen Neustart versuchen wollte, dringend nötig hätte, ist passè, es wurden einfach zu viele Chancen leichtfertig verspielt und zu viele Versprechen gebrochen. Mir fällt kein Szenario ein, bei dem sich dieser Verein wirklich nachhaltig von all den Katastrophen der Vergangenheit erholen könnte, im Gegenteil. Mit Personal wie Malle-Timmi Walter, Arroganzkünstler und Heimschläfer Boldt, Pleitier Franki Wetzstein, Taschenbillardkönig Mutzelbacher und Präsident Pinselreiniger wird ein glaubwürdiger Neuaufbau nicht gelingen, es wird ihnen schlichtweg weder zugetraut noch abgenommen. Nicht von den Fans, nicht von den Mitgliedern, nicht von der Hamburger Wirtschaft und noch nicht mal von Ex-Gönner Kühne. Wäre man konsequent (was natürlich niemand ist), würde man den Verein abmelden und unter einem neuen Namen mit neuem Personal unbelastet neustarten. 

Gute Nacht, Marie!

G.

Von | 2021-10-23T11:00:49+02:00 21. Oktober 2021|Allgemein|23 Kommentare

23 Comments

  1. Kobinho 21. Oktober 2021 um 08:54 Uhr

    Diese Beobachtung spricht mir aus der Seele!
    Grave, Du hattest mal einen Blog mit der fiktiven Antrittsrede eines neuen Vorstands. Nur Leute, die so denken und handeln, könnten noch eine Wende herbeiführen.

  2. Demosthenes 21. Oktober 2021 um 09:26 Uhr

    Alles korrekt. Leider.

  3. atari 21. Oktober 2021 um 09:31 Uhr

    Es ist eigentlich wie immer. Man will aus Gier noch mehr Geld und so verspricht man den Leuten etwas von dem man nach Erhalt des Mandats nichts mehr wissen will. Genauso schlimm ist die Heuchelei aus der Corona Zeit das sich etwas ändern muss und das die Vereine bereit sind, fragt sich nur wozu, denn es erinnert sich auch hier niemand mehr an seine Einsicht. Überall gilt der maximale Profit. Zuerst in der eigenen Tasche und dann erst kommt der Laden für den man arbeitet. Das Konzept im modernen Management ist doch so aufgebaut: maximal die Taschen stopfen und dann mit maximalem persönlichen Gewinn ab zur nächsten Station. Niemand ist verantwortlich für die Ergebnisse. Die Trainer sind nicht die ärmsten Säue, sie haben sich schon viele Jahre darauf eingestellt. Eine Entlassung ist doch viel profitabler als den Job erfolgreich zuende zu bringen! Ein anderes Beispiel ist auch das Pay-TV Blendwerk. Treue Kunden die über Jahre dabei sind werden mit mehr als 70€ Monatsbeitrag für Sky komlett belohnt. Man muss kündigen um wieder ein Neukunde zu sein, denn mit der fiktiven Anzahl von Neukunden kann man den Anschein von Wachstum erzeugen. Das ist alles nur noch krank und kein typisches HSV Problem. Der HSV hat auf all das noch eine grosse Portion Unvermögen drauf gesetzt. Ich sehe auch keine Möglichkeit mehr daraus zu kommen. Auch die Schiedsrichter werden da auf Dauer nicht mehr helfen können.

  4. Ralf Schulz 21. Oktober 2021 um 09:38 Uhr

    Top Blog und super Zusammenfassung der Kernprobleme dieses Vereins!!!!
    Ich denke auch das mit der Ausgliederung und HSV Plus 2014 die allerletzte Patrone für einen Neuanfang/Neuaufbau völlig sinnlos verschossen wurde.
    Wer will denn mit den aktuell agierenden Losern einen Neubeginn starten, Geld investieren welches man gleich die Toilette runterspülen könnte, Konzepte entwickeln,….
    Da müsste man tatsächlich die komplette Führungsriege auswechseln wobei wir zur wichtigsten Frage eines Neustarts kämen, welche fähigen Leute sollen das sein und woher sollen sie kommen???
    Der Verein hat es doch zwischenzeitlich soweit gebracht das selbst sein größtes Kapital, „die treuen Fans und Hüpfer“ verprellt wurden und selbst aus diesen Kreisen inzwischen deutlich mehr Widerstand und kritische Fragen aufkommen.
    Nein das wird leider Gottes nichts mehr, die einzige Möglichkeit sehe auch ich darin einen Restart unter neuem Namen und frischem, unbelasteten Personal zu starten.
    Da ich die Eingangsfrage des Blogs „Wann hat das Virus begonnen und angefangen, sich auszubreiten. Und wer war Patient Null“? gestern auch gelesen habe und mich damit befasst habe bin ich für mich zu diesem Entschluss gekommen:
    Für mich war der große Knackpunkt das Ende der Saison 82/83 als Günter Netzer als Nachfolger für Hrubesch/Bastrup das Duo Schatzschneider/Wuttke verpflichtet hat, er hat Jahre später selbst mal gesagt das dies sein größter Fehler war und dieses Duo das seit 1981 aufgebaute System Happel untergraben und kaputt gemacht hat: “Es ärgert mich bis heute, dass die beiden die Mannschaft inklusive Happel aufgemischt haben”, sagte Netzer noch fast drei Jahrzehnte später.
    Mit dem Ausscheiden Netzers 1986 und Happel 1987(führte den HSV im letzten Spiel noch zu seinem bislang letzten Titel Pokalsieger 1987) begann dann der endgültige Abstieg und Niedergang des Clubs, meine Fresse da war ich Zwanzig und glühender Fan des Vereins und heute fällt mir dazu überhaupt nichts positives mehr ein, welch furchtbare Entwicklung hat der Verein in gut 30 Jahren genommen, dafür hab ich nur eine Bezeichnung: Jämmerlich!!!!!!

  5. Fly 21. Oktober 2021 um 10:16 Uhr

    Sehr guter Beitrag. Ich lese hier seit langer Zeit mit, obwohl ich selber als Hamburger kein HSV Fan bin. Dennoch hat mich der Niedergang des Vereins immer eine Spur betroffen gemacht. Hier wurden über lange Zeit Dinge angesprochen, die falsch laufen und ich kann jede Resignation verstehen. Weshalb ich aber eigentlich kommentieren wollte: ich finde den Beitrag umso gelungener, weil auf ausschweifende (mitunter, zugegeben, kreative) Beleidigungen verzichtet wurde. Die empfinde ich persönlich eher als störend und sie widersprechen dem Niveau des Blogs, aber das ist nur meine Meinung und euer Ärger kommt ja nicht aus dem Nichts.
    Weiterhin alles Gute und Danke für die vielen interessanten Texte!

  6. hessenadler1899 21. Oktober 2021 um 11:23 Uhr

    Sehr guter Blogbeitrag !!!

    Und siehe da – geht auch ohne Beleidigungen – einfach nur Fakten und Tatsachen !!!

    Das traurige Ende wurde im Jahr 2014 mit der miserablen Umsetzung von HSV Plus eingeläutet. Gefolgt von den Berichten um Football Leaks in den Jahren 2016 bis 2019, was die dunklen Machenschaften im Fußballzirkus zum Vorschein brachte – und jegliche Illusion zum Thema fairer Fußballsport – und nicht nur der – auf den Nullpunkt brachte !

    Gut – ich oute mich jetzt mal als Fan – der sich über einen Sieg freut – was allerdings sehr selten ist – und eine Niederlage kommentarlos zur Kenntnis nimmt !

    Gruß

  7. Ex-HSVer+im+Herzen 21. Oktober 2021 um 12:41 Uhr

    Meiner Meinung nach war der Patient Null Felix Magath als Manager 1987. Der Verein hatte 9 grandios erfolgreiche Jahre hinter sich. War die klare Nummer 2 in Deutschland, so gut wie auf Augenhöhe mit den Bayern. Netzer als Manager war ein Gott und wer folgte ihm? Ein Mann, der kurz zuvor noch selbst gekickt hat und weder über ein Netzwerk noch über kaufmännische Erfahrung verfügte. Ein Lehrling sozusagen beim quasi Co-Marktführer. Das Problem „Experte mit Stallgeruch“ war geboren. Das setzte meiner Meinung nach einen Domino-Effekt in Gang, der den Niedergang einleitete.

    • atari 21. Oktober 2021 um 13:18 Uhr

      was bei Bayern und Hoeneß funktioniert hatte.
      Die Bayern treten seit Jahrzehnten den Beweis an, dass Stallgeruch eigentlich nichts schlechtes ist.
      Ich glaube auch nicht das Uli Hoeneß ein besseres Netzwerk hatte, als er den Manager Posten übernahm.

      • Ex-HSVer+im+Herzen 21. Oktober 2021 um 15:17 Uhr

        Aber Bayern waren1979 im Mittelmaß versunken und finanziell vor dem Kollaps und sie hatten mit Breitnigge den Schlüssel zum Erfolg und der finanziellen Sanierung.
        Vielleicht war Magath nicht der Patient Null, aber damals fing das Amateurhafte an.

  8. Revi22 21. Oktober 2021 um 14:17 Uhr

    Top Blog!!
    Das mit dem verspielten Kredit passt zu 100 Prozent auf mich und viele andere (ehemalige) Anhänger!!
    Sämtliche Hoffnungen und Optimismus sind vergangen, und man wartet nur noch demoralisiert auf den großen Knall….

  9. Boxer 21. Oktober 2021 um 14:48 Uhr

    Vieles trifft auch auf mich zu. Ich komme mir auch verarscht vor, zwar nicht so brutal wie Du aber immerhin. Was kann man eigentlich noch glauben, was in der Presse steht? Entwicklung, langfristige Pläne, Aussagen zu transferierten Spieler (der nächste Superstar…), Finanzen. Alles Marketinggequatsche bzw. Propaganda.

    Ich hatte neulich einen Gedanken, und habe mich gefragt, wie der HSV nochmal dorthin kommt, wo er 2008 war. Es müsste die nächsten 13 Jahre in dem Maße das richtig gemacht werden, was die letzten 13 Jahre verkehrt gemacht wurde (und das auch noch bei der finanziellen Situation) . Das hat mir dann wirklich die allerletzte Illusion geraubt….

  10. Marcus Hamm 21. Oktober 2021 um 14:49 Uhr

    Hallo Gravesen. Das ist seit längerer Zeit mal wieder ein richtig guter Block, ohne wilde Schimpftriaden gegen handelnde Personen beim HSV oder andere Blockbetreiber. Richtig angenehm, dass diene Sachkompetenz und diene geistreiche Fähigkeit, komplexe Inhalte darzustellen, mal wieder zum Tragen kamen.

  11. RautenDevil 21. Oktober 2021 um 15:20 Uhr

    Macht einen beim Lesen betroffen. So viel Wahrheit ist schon schmerzhaft! TopBlog wieder einmal!

    Es gibt realistisch nur einen Weg – der mit dem Wegfall von 50:1, und einem wirklichen Investor, der die Zügel, ohne Rücksichtnahme auf den e.V., in die Hand nehmen kann. Mit dieser Stadt wäre das eine sehr vielversprechende Option. Man stelle sich mal vor, hier würden wieder echte Top Spieler kommen, was dann hier los wäre. Was dazu kommt, die Menschen vergessen schnell und die alten Zöpfe wären mit einem mal abgeschnitten. Andere Szenarien sehe ich nicht!

    Fakt ist jedenfalls, dass bei einer Auflösung, der 50:1 Regelung, zuerst die großen Städte im Fokus stehen würden und welche Stadt hat mehr zu bieten als die Weltstadt Hamburg?

    • Kevin allein in Hamburg 21. Oktober 2021 um 15:54 Uhr

      Hamburg ist keine Welt Stadt.
      Das war einmal.

      • Ralf Schulz 21. Oktober 2021 um 16:18 Uhr

        Aber trotzdem bei Wegfall von 50+1 ein hochinteressanter Standort, wahrscheinlich der spannendste in Deutschland da München durch gutes Wirtschaften und Berlin durch Hr. Windhorst bestens aufgestellt sind. Aber bevor 50+1 in Deutschland fällt ist der KSV längst Pleite, können wir uns also auch diese Diskussion sparen!!!

  12. jusufi 21. Oktober 2021 um 15:41 Uhr

    Es gibt kein zurück mehr, aber es gibt auch keine Zukunft. Dafür bräuchte es eine Revolution von “unten”, die dann aber ein absolut marodes Unternehmen entblößen würde. Solange den jetzigen Funktionären so wenig wie ihren Vorgängern das Handwerk gelegt wird, wird es auch genau so weiter gehen: stetig abwärts, in allen Belangen. Und es gibt eben eine Mehrheit, denen es egal ist, ob der HSV verschuldet ist oder von Selbstoptimierern, Blendern geführt wird. Das einzige, was vielen fehlt, ist der Erfolg. Alle anderen Probleme des Vereins sind zu kompliziert. Dass das eine mit dem anderen etwas zu tun haben könnte, wird nicht erkannt.

  13. Leonadomitcabrio 21. Oktober 2021 um 16:23 Uhr

    Ein ganz großer Blog !!

    Die Wahrheit tut bekanntlich weh und niemand hört sie gern aber der Blog trifft den Nagel aufn Kopf.. Im Grunde hilft nur noch eine Insolvenz, um neu zu beginnen. Wie sagte schon Sitting Bull ? “Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab.”

    Hier steigt keiner ab, hier wird so lange ausn Kadaver herausgepresst, bis nichts mehr geht. Selbst dann werden sie nicht von ihm ablassen…
    Wenn ich diese Hackfressen schon sehe, der Schwachkopf mit seinem Klötenfett, der schmierige Heimschläfer, der arrogante Dauergrinser Walther, der Insolvenzverschlepper und und und…

  14. Demosthenes 21. Oktober 2021 um 16:24 Uhr

    Der HSV nach 10 Spieltagen:

    Saison 2018/2019
    – Tabellenplatz 5
    – 18 Punkte
    – Torverhältnis 12 zu 11 = +1
    – S5 U3 N2
    – Titz, Wolf

    Saison 2019/2020
    – Tabellenplatz 1
    – 21 Punkte
    – Torverhältnis 22 zu 8 = +14
    – S6 U3 N1
    – Hecking

    Saison 2020/2021
    – Tabellenplatz 4
    – 17 Punkte
    – Torverhältnis 19 zu 15 = +4
    – S5 U2 N3
    – Thioune, Hrubesch

    Saison 2021/2022
    – Tabellenplatz 8
    – 15 Punkte
    – Torverhältnis: 16 zu 12 = +4
    – S3 U6 N1
    – Walter

    Fazit aktuell:
    Schlechteste Platzierung der letzten 4 Spielzeiten.
    Schlechtester Punktestand der letzten 4 Spielzeiten.
    Schlechteste Siegquote der letzten 4 Spielzeiten.

    3 Konstanten:
    Die Trainer wurden jedes Jahr mind. einmal gewechselt.
    Wettstein, Boldt und Mutzel blieben.
    Der Trend zeigt weiter abwärts.

    Sind nur Fakten.

  15. HSVHannoveraner 21. Oktober 2021 um 17:54 Uhr

    @Ex-HSVer….

    Zur “Qualifikation” Günter Netzers einmal Wiki:
    “1977 beendete er seine aktive Laufbahn und bot dem Hamburger SV an, dessen Stadionzeitschrift zu verlegen. Präsident Paul Benthien stimmte unter der Bedingung zu, dass er auch Manager werde. Netzer war von 1978 bis 1986 in dieser Funktion tätig.”

    Die Idee mit Felix Magath war so abwegig nicht. Als “Patient 0” würde ich ihn nicht bezeichnen. Schließlich hatte es mit Netzer hervorragend geklappt, bei den Bayern mit Hoeness sowieso. Magath war dazu HSVer, auch einer der Spieler mit “etwas im Kopf”.

    Die Suche nach dem Beginn des Niedergangs bewegt mich aber auch sehr. Aber vielleicht gibt es den gar nicht? Vielleicht war die Ära Netzer ja auch nur eine gloriose Ausnahme in der Geschichte eines mittelmäßigen Bundesligisten. Getragen durch ein Gerüst von Spielern, die zu Beginn der 70er als Talente angeheuert worden sind.

    Vielleicht lief das Geschäft damals schon genauso mies ab wie heute? Geblieben war nach der Ära Netzer (neben einigen Trophäen) jedenfalls ein Schuldenberg – gut gewirtschaftet wurde damals also auch nicht. Und an “neuen”, also selbst “entwickelten” Spielern habe ich aus dieser Zeit eigentlich auch nur Thomas von Hessen und Wolfgang Rolff in Erinnerung. Und – bei allem Respekt – für höhere Ehren in der Nationalmannschaft hatte es für die schon nicht mehr gereicht.
    Oder habe ich da wen übersehen?

    Meine These also: es gibt keinen Beginn des Niedergangs, weil es nichts niederzugehen gab.

    PS: Dank an alle Beteiligten für den Er- und Unterhalt diesen schönen Ortes 🙂

  16. Alex 21. Oktober 2021 um 18:57 Uhr

    Wenn man in den Archiven aus den 80er-Jahren von Abendblatt und kicker stöbert, kommt man der Antwort nach dem Ursprung des HSV-Virus ziemlich schnell auf die Schliche und möchte eigentlich gar nicht weiterlesen. Die traurige Wahrheit ist, dass die Macher der Erfolge aus dieser sportlich erfolgreichen Zeit auch gleichzeitig die Initiatoren des schleichenden Niedergangs waren. Die Troika aus Klein, Netzer und Happel hatte am Anfang ihrer Schaffenszeit neben ihrer unbestrittenen Expertise auch viel Glück bei den Neuverpflichtungen von Spielern und als es auf dem Höhepunkt der Erfolge 1983 darum ging, die Verjüngung der Mannschaft rechtzeitig einzuleiten, leider kein Glück mehr.

    Günter Netzer sagte schon im November 1985:

    Günter Netzer: Meine Arbeit ist jetzt nicht anders, nicht schlechter als in unseren großen Jahren. Der einzige Unterschied ist, daß wir bis 1983 unverschämt viel Glück mit unseren Neuverpflichtungen hatten. […]

    Abendblatt: Und dann kamen Schatzschneider und Wuttke,[…]

    Günter Netzer: Wir haben damals natürlich gewußt, das beide Spieler auch in ihren damaligen Klubs Schwierigkeiten hatten. Aber wir waren überzeugt, daß sie in einer so gefestigten Mannschaft wie der des HSV keinen Schaden anrichten können. […]

    Quelle: https://www.abendblatt.de/archiv/1985/article203481563/Weh-habe-in-diesem-fuerchterlichen-Beruf-viel-von-meiner.html

    Die Ereignisse der jüngeren Vergangenheit wurden von Grave seit 2014 in diesem Blog vollständig zusammengetragen und bis ins Detail seziert. Jeder hätte also wissen können, warum es seit HSV Plus mit dem Verein kontinuierlich bergab ging.

    Und da die neuen Blogautoren ja auch bemüht sind, neue Leser zu akquirieren, möchte ich an dieser Stelle erneut auf das Buch vom Blogvater hinweisen:

    https://www.amazon.de/ALLES-ANDERE-IST-PROPAGANDA-HSV-Arena/dp/3946635288/

    Mein persönlicher Patient Null wird für alle Zeiten Marek Erhardt bleiben. Und irgendwann ist PAYBACKTIME…🤑 ENDE

  17. Goldfather 21. Oktober 2021 um 19:02 Uhr

    Ja, Netzer war über weite Strecken als Manager hervorragend, wenngleich er es verpasste den Club auf die Zukunft einzustellen. Dass Felix Magath als Manager nicht funktionierte hatte sicherlich nichts damit zu tun, dass er noch kein großartiges Netzwerk aufgebaut hatte. Magath war als Spieler auf höchstem Niveau unterwegs und er hatte die notwendige Intelligenz. Eigentlich ideale Voraussetzungen.
    .
    Der entscheidende Unterschied zu den Bayern liegt für mich, neben dem Vorteil des staatlich finanzierten Olympiastadions von 1974, im Bereich des sportlichen Know-Hows bei den Bayern. Denn wenn wir mal ehrlich sind war der HSV sportlich nie auf Augenhöhe mit den Bayern. Die Bayern haben sich seit jeher an den Besten orientiert und waren nicht darauf angewiesen Spieler zu entdecken die hierzulande noch niemand auf der Rechnung gehabt hat.
    .
    Einige Spieler der Bayern sind Weltmeister geworden und haben in den siebziger Jahren den Landesmeisterpokal dreimal in Folge gewonnen. 75/76 , 74/75 , 73/74. Der FC Bayern hatte stets die Weltspitze im Blick und nicht Werder Bremen oder den FC St.Pauli.
    .
    Uli Hoeneß und die ihn umgebenden ehemaligen Mitspieler wie Breitner, Beckenbauer, Müller, Maier haben Hoeneß in einem kurzen fünfminütigem Telefonat mehr Beratungsexpertise mit auf den Weg geben können, als dies in Hamburg jemals möglich gewesen wäre. Die Bayern holten sich Effenberg, sie holten sich Matthäus, sie holten sich Kahn und machten auch vor Heiligtümern wie Rehhagel nicht halt.
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    Die Strategie der Bayern war klar und gnadenlos darauf ausgerichtet keinen Konkurrenten in der Liga zuzulassen und die stärksten deutschen Spieler auf der Zentralachse Torwart -IV – ZM – MS an den Club zu binden, was ihnen so gut wie immer gelang.
    .
    Der HSV hingegen war schon frühzeitig auf Abwegen unterwegs und versuchte über gutes Scouting sein Glück in Osteuropa und in der Bundesliga, wobei man sich in der Bundesliga seit jeher hinter den Bayern in die Schlange stellen musste, um zu sehen was übrig bleibt.
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    Dieser Umstand wurde eigentlich von einem Sportdirektor zum nächsten weitergegeben und niemand hat das Problem der steigenden wirtschaftlichen Belastungen in Frage gestellt. Niemand hat das Transfer-Konzept, welches einherging mit einem immer schlechter werdenden sportlichen Know-How in Frage gestellt.
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    Selbst jetzt, mit einem Bein schon im Amateurbereich, glaubt man beim HSV immer noch Ahnung von der Materie zu haben und lediglich ein paar günstige Umstände zu benötigen, um wieder zu altem Glanz zu erstrahlen.
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    Es galt stets das Prinzip, dass der große HSV Spieler vom Transfermarkt verpflichtet und die Eigengewächse höchstens für eine rührselige Story in der Bild oder Mopo herzuhalten hatten. Der Jugendbereich und somit die Abteilung Spielerentwicklung wurde nie ernst genommen.
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    Zum HSV hatten sogenannte fertige Spieler zu kommen. Dabei sollte man wissen, dass gute Spieler niemals von sich sagen würden, dass sie fertige Spieler seien. Ein Topspieler wie CR7 weist permanent darauf hin wie hart er für das arbeitet was er auf den Platz bringt. Etliche Superstars beschäftigen Privattrainer um Schwächen auszumerzen.
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    Ich erinnere zudem an Spieler wie Son oder Olic die beide extrem hart an sich gearbeitet haben während ihrer Zeit beim HSV.
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    Niemand im Club hat verstanden, dass nur ein Verein der Spieler und Trainer entwickeln kann in der Lage ist auf dem Transfermarkt die notwendige Expertise zu haben, um beurteilen zu können ob ein Transfer Sinn macht oder nicht.
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    Und genau deswegen arbeiten die Bayern und der BVB auch im Jugendbereich auf höchstem Niveau. Deswegen betreiben Red Bull und Ajax Fußballschulen auf der ganzen Welt. Und genau deswegen funktionieren die Transfers von Red Bull und von Ajax.
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    Funktionierende Jugendabteilungen gewinnen Titel im Gegensatz zur Jugendabteilung des HSV. Funktionierende Jugendabteilungen bringen in gewissen Abständen immer wieder Topspieler heraus, die sich über dem Durchschnitt der Bundesliga bewegen.
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    Und das alles ausgerechnet in einer Stadt wie Hamburg in der es vor Talenten nur so wimmelt. Es gibt hier massenhaft leistungsorientierte Jugendspieler die den Sprung in sämtliche Profiligen der Welt schaffen können und geschafft haben, ohne das der HSV seine Finger im Spiel gehabt hätte.
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    Doch all das ist relativ irrelevant, da die Dinge die Grave bereits schon vor Jahren im Blog erwähnt hat unveränderbar erscheinen beim HSV. Der Club steht kurz vor der Insolvenz und taumelt der dritten Liga entgegen und es bemüht sich nicht einmal ein lächerliches Prozent der 84.000 Mitglieder zur Präsidentenwahl.
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    Der HSV als Gesamtdefekt hat genau den Weg verdient den er gerade geht. Hart, steinig und stetig dem Abgrund entgegen. DEAD MAN WALKING

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