Dieser Grinsekuchen ist Cornelius Göbel, seines Zeichens Direktor Fankultur beim HSV. Das jüngste Fohlen aus dem Stall voller Direktoren im Stellinger Festzelt. Aktuell findet sich bei HSVLife ein längeres Interview mit ihm.

 

Das Ganze ist natürliches nichts anderes als ein einziger PR-Stunt. Dennoch fanden sich einige bemerkenswerte Bits & Pieces, die ein Licht auf die Sichtweise und grundsätzlichen Einstellungen der Teppichetage werfen.

 

Göbel zum Thema Fußball und Gesellschaft:

„Die Distanzierung vom Profifußball im Allgemeinen hat schon vor der Corona-Zeit angefangen. Der Fußball wurde nicht zuletzt durch die vermehrte Kommerzialisierung und Debatten rund um eine Super League sehr kritisch beäugt. Die Pandemie hat dann noch einmal sehr stark als ein Brand­beschleuniger fungiert.“

„Vermehrte Kommerzialisierung“, wie süß. Außer Rand und Band geratene Verhältnisse trifft es eher. Sogar beim Dauerpleitier HSV: Millionengehälter für Holzfüsse wie Wood und Hunt, reihenweise Abfindungen für Säulenspieler, teure Leihspieler, die nicht spielen, über 300 Festangestellte in Liga 2…. HSV – Null Leistung bei vollen Taschen! Wie war das noch mit Wasser predigen und Wein saufen?

 

Göbel zum Thema Fußball in der Pandemie:

„Es war auf jeden Fall erkennbar, wie sehr es den Menschen in Deutschland um das Drumherum eines Fußballclubs geht. Es geht nicht nur um den sportlichen Erfolg, um das vermeintlich auf dem Rasen, sondern um die Gesamtentwicklung eines Clubs.“

Was für eine Erkenntnis! Bekanntermaßen ging es im Profifußball ja noch nie um sportlichen Erfolg und das „Kernprodukt auf dem Rasen“. Bayern, Barca und Liverpool werden ja auch auf der ganzen Welt eher für ihre Frisuren und flotten Fummel geliebt als für Titel, Pokale und Spielweise.

„Diesbezüglich haben wir uns beim HSV erfolgreich entwickelt und machen weiterhin richtig gute Schritte. Wir haben verstanden, dass wir uns nicht mehr ausschließlich über den sportlichen Erfolg definieren können.“

Das ist allerdings zu 100 Prozent zutreffend. Leider. Über den sportlichen Erfolg kann sich der HSV schon sehr lange nicht mehr definieren. Ob das allerdings ein „richtiger guter Schritt“ ist?

 

Göbel zum Thema Rassismus im Allgemeinen und gegen Narey im Besonderen:

„Es ist in jedem Fall nicht überraschend, dass solche Situationen an so vielen Standorten passieren, denn wie gesagt: Ähnliche Vorfälle gab es zuletzt in vielen Stadien in Europa.“

Ebenfalls nicht überraschend ist der Whataboutism in Reinkultur beim HSV. Immer schön mit dem Finger auf andere zeigen, besonders, wenn man selber den Stecken voller Dreck hat.

„Wir wollen Täter und Täterinnen ermitteln und dann auch sanktionieren.“

Fein, nur zu, was hindert Euch? Nachfrage: Was habt ihr denn erreicht, wen zur Verantwortung gezogen und welche Maßnahmen ergriffen, um das zukünftig zu verhindern? Dazu von Göbel: Kein Wort.

„Wir haben vor einiger Zeit dafür auch einen Antidiskriminierungsparagrafen in unserer Vereinssatzung eingeführt, um handlungsfähig zu sein und gegebenenfalls Mitglieder auszuschließen.“

Stark! Ein Antidiskriminierungsparagraf in der Vereinssatzung. Das ändert alles.

 

Zum Thema Erwartungshaltung der Fans und Aufstieg in Liga 1:

„Es ist schwierig, über die eine gemeinsame Erwartungshaltung zu sprechen, denn die gibt es so nicht.“

Oh doch, die gibt es sehr wohl. Aber hier haben wir einen Direktor Fankultur, der keine Ahnung hat, was die Fans wollen. Typisch HSV.

„Aber wenn ich es etwas generalisierend beschreiben würde, dann kann ich sagen, dass es in der Anhängerschaft einen großen Wunsch nach Kontinuität gibt.“

Welche Kontinuität? Niemand will zum vierten Mal Vierter werden. 

„Man wünscht sich junge, hungrige Spieler, die sich mit diesem Verein identifizieren und Bock haben, den HSV in die Liga zu tragen, in die dieser Verein auch gehört. Diesbezüglich sind wir auf einem sehr guten Weg.“

In „die Liga tragen, in die der Verein gehört“? Also: Aufsteigen! Warum sagt er es dann nicht? Das wünscht sich in der Tat jeder. Aber wo ist der gute Weg, von dem der Verwirrte spricht?

„In meinen Augen gibt es auch überhaupt nicht die Erwartungshaltung, dass der Verein sofort wieder aufsteigen muss.“

Äh, was denn nun? Entweder, auf „in die Liga, in die der HSV gehört“ oder fein mit Liga 2, da sollte man sich schon klar entscheiden.

„Es ist ein Entwicklungsprozess, den wir alle unterstützen müssen. Es können sich ganz, ganz viele Menschen mit jungen Spielern und offensivem, mutigem Fußball identifizieren und haben auch Lust, diesen Weg positiv zu begleiten.“

Klar, irgendwann musste ja das längst widerlegte Märchen vom Entwicklungsprozess und der jungen Mannschaft kommen. Welcher Prozess denn, 8 Unentschieden und Tabellenplatz 7? Welche Entwicklung denn, die von Jatta, Kaufmann, Glatzel, Wintzheimer, Kinsombi, Reis, Schonlau, Meffert, Kittel, Gyamerah, Vagnomann, Muheim, Ambrosius, Rohr, Vuscovic, Doyle, Meissner und Walter?

„In meinen Augen gibt es auch überhaupt nicht die Erwartungshaltung, dass der Verein sofort wieder aufsteigen muss. (…) Es können sich ganz, ganz viele Menschen mit jungen Spielern und offensivem, mutigem Fußball identifizieren und haben auch Lust, diesen Weg positiv zu begleiten.“

Genau! Deswegen ja auch die Pfiffe im Stadion nach Unentschieden in Heimspielen.

 

Göbel zum Thema Pfiffe:

„Die Erwartungshaltung an einem Spieltag und die an ein langfristiges Ziel muss man immer voneinander trennen und unterscheiden. Das steht manchmal in einem Widerspruch und verleitet zu Fehlinterpretationen. Der Zuschauer ist in so einem Moment zu 100 Prozent emotional und betrachtet die Lage weniger differenziert.“

Auf gut Deutsch: Die Fans sind blöd, böse und haben keine Ahnung vom Spiel. Wie nett.

„In der Sache selbst bin ich aber weniger diplomatisch eingestellt: Aus meiner Sicht sind Pfiffe während des Spiels nicht förderlich, weil sie niemals leistungsfördernd wirken. Wir sind alle HSVerinnen und HSVer und es gehört sich einfach nicht, unsere Mannschaft auszupfeifen. Es gibt immer wieder Tendenzen im Fußball, dass so etwas passiert, und man kann nach einem Spiel auch durchaus mal seinen Unmut äußern, aber während eines Spiels insbesondere auf junge Spieler einen so negativen Einfluss zu nehmen, ist unsäglich.“

Das wird ja immer besser. Wenn die Maltafüße auf dem Acker Grütze zusammenkicken und sicher geglaubte Spiele vergurken, dann hat das den Fans gefälligst trotzdem zu gefallen. Alles andere sind „Fehlinterpretationen“. Der Fan hat unrecht. Er zahlt zwar Höchstpreise für Stadionbesuch, Trikot, Bratwurst und Bier, darf aber Einsatz, Leistung und Heimsiege nicht nur NICHT! erwarten, nein, es ist auch verboten, seinen Unmut bei Ausbleiben desselben zu bekunden. Fan sein heißt für Göbel, jedes Gebolze und Kollektivversagen blind bejubeln zu müssen. Das versteht – ganz undiplomatisch – der Direktor Fankultur unter Fankultur.

 

Göbel zum Thema Veränderungen:

„Wir sind innerhalb des Vereins und auch in der Anhängerschaft total klar in der Annahme, was wir wollen: Kontinuität, Entwicklung und langfristige Verbesserung in den Strukturen. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder die Situation, dass wir aus irgendeinem Grund nicht kongruent zueinander waren.“

Irgendeinem Grund? Entweder der arme Mann ist blind oder er hat Stadionverbot, sonst hätte er die Gründe jederzeit erkennen können. Zum Beispiel gegen Pauli, Aue, KSC,… Frech ist auch, dass er die gesamte Anhängerschaft für seine kruden Thesen von Kontinuität und Entwicklung verhaftet. Aber wenn es um den eigenen Job geht, dann plappert man schon mal gern nach, was Boldt und Co vorsagen.

„Sowohl innerhalb des Vereins als auch innerhalb der Anhängerschaft gab es bei sportlichen Rückschlägen die Rufe danach, dass etwas passieren muss. Diese Gemengelage ist gefährlich und bedingt sich toxisch gegeneinander. Wir müssen in unserem Gesamtbilde resilienter werden und den Teufelskreis der Ungeduld durchschlagen.“

Also sind nicht Siege, Punkte, Erfolg und Aufstieg das oberste Ziel im Profi-Fußball, sondern Geduld? Wie schön für die versagende Leitungsebene. Wenn alles so bleibt, wie es ist, dann behält jeder seinen hübschen Posten. Alles andere wäre ja auch ein Teufelskreis der Ungeduld. Ist ja nicht so, dass Boldt schon im dritten Jahr bei Kaderzusammenstellung und Trainerauswahl scheitert.

 

Göbel über die Fanszene:

„Die aktive Fanszene ist noch nicht komplett wieder im Stadion vertreten und dabei sowohl akustisch als auch visuell nicht koordiniert.“

Immer wieder: Die Fans sind schuld, wenn es nicht läuft. Was für ein Direktor Fankultur!

„Wir hoffen sehr, dass die aktive Fanszene möglichst bald wieder im Stadion anzutreffen ist. Sie hat immer betont, dass sie erst wieder zurückkehrt, wenn die Situation rund um das Stadionerlebnis wie vor der Corona-Pandemie ist. Wir haben noch immer personalisierte Tickets und schließen durch die 2G-Regelung Gruppen aus. Das sind Gründe, die eine komplette Rückkehr verhindern und diese Haltung finde ich durchaus respektabel. (…) Wir müssen daher Rücksicht zeigen und versuchen, einen Weg zu finden, um hier wieder vereint im Stadion auftreten zu können.“

Scheiß auf Schule und Arbeit und besonders auf die Pandemie. In Zeiten von 1.000er Inzidenzen kippen wir die Personalisierung und 2G. Sollen doch die anderen für die Folgen leiden, Hauptsache, wir verkaufen Tickets, Tickets, Tickets.

„Mein Gefühl ist, dass die Leute weiterhin Bock auf diesen geilen Verein haben.“

Mein Gefühl ist, dass diesem im besten Falle verblendeten Dummschwätzer (blöd) und im schlimmsten Fall zynischen Selbstoptimierer (böse) wirklich nicht mehr zu helfen ist.

 

Der Rest von diesem Geistesmüll hier: https://hsvlive.hsv.de/2021/10/29/weiterhin-bock-auf-diesen-geilen-verein/