Ehrlich, ich habe mir dieses niedliche Video von Münchhausens neuestem Jahrespraktikanten Louis angeguckt und ich kann nicht behaupten, dass ich verwundert bin. Denn am Beispiel Louis sieht man, wie verkehrt die Sache mit dem unabhängigen und objektiven Journalismus tatsächlich läuft und wie kaputt das alles ist. Für alle, die es nicht gelesen haben: Der Junge erklärt, wie viele Jahre er schon begeisterter KSV-Fan ist und nun, nach seinem Abitur, möchte er gern „ins Journalistische“ reingucken. Was bietet sich da mehr als ein kostenloses Praktikum bei Hamburgs faulster Sau und Norddeutschlands charakterlosestem Hofberichterstatter, Marcus „de Vrij van Gaal Eidgenosse Relaunch Spendenbeschiss Rajkovic 24/7 Rickman Drongelen“ Münchhausen Scholz? Hier kann man live und aus erster Hand erfahren, wie man es nicht macht, aber der Weg des kleinen Louis ist der Weg, den die meisten Hamburger Hofschranzen gegangen sind. Erst glühender Fan, dann erste Schritte im Journalismus und dann verbriefter Arschkriecher. Tatsache ist doch, dass es gar nicht anders geht, oder? 

Denn möchte ich tatsächlich von einem hüpfenden Fanboy, der sein halbes Leben „Scheiß Werder Bremen“ schreiend auf den Stehplätzen der Volksparkruine verbracht hat und der irgendwie an ein Laptop in irgendeiner Redaktion gelangt ist, ernsthaft ehrlichen und objektiven Journalismus erwarten? Wie soll das gehen, etwa mit einer Gehirnwäsche? Da sind all die kleinen Lutscher wie Jacobs, Walther und Schiller, Braasch und Konsorten und sie alle sind vor ihrer sogenannten „Karriere“ im Volkspark um die Wette gehüpft und nun verlangt man von ihnen, dass sie etwas kritisch beurteilen und begleiten, was große Teile ihrer Jugend beherrschte. Ne, liebe Freunde der indischen Linsensuppe, das kann nicht funktionieren. Jeder Artikel, der sich gezwungenermaßen kritisch mit diesem Verein außereinandersetzt, ist für diese Vögel ein Stich ins eigene Fanherz und muss kurz danach mit der nächsten Jubelnachricht ausgemerzt werden. Denn eigentlich wollen wir doch alle das Gleiche, oder? 

Für mich ist der größte Witz des Jahrhunderts immer noch das Märchen vom ach so kritischen Hamburger Medienumfeld. Man muss sich das wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen: Viele Jahre war die immer wieder bemühte Begründung für beständiges Versagen die Mär von investigativen Hamburger Hofschranzen, schade nur, dass es sich nie gab. Aber als Ausrede lässt sich damit eine nicht vorhandene Leistungskultur bestens begründen, zumal auch heute noch ein nicht zu unterschätzende Anzahl von Hohlhüpfern diesen Quatsch immer noch glaubt.