Ich kann mich noch gut an die alten Zeiten erinnern, Zeiten, in denen ich einigermaßen regelmäßig ins Volksparkstadion gepilgert bin. Zeiten, in denen ich den Verein gegen alles und jeden verteidigt habe und Zeiten, in denen ich jedesmal maximal euphorisiert war, wenn die Verpflichtung eines neuen Spielers kommuniziert wurde. Tatsächlich waren die Sprüche, obwohl es sich rein leistungsmäßig natürlich noch auf einem ganz anderen Niveau befand, die gleichen wie heute. „Spieler XYZ passt optimal in unser Anforderungsprofil“, „Spieler XYZ war vom Anfang der Gespräch von unserem Plan überzeugt“, „Spieler XYZ hat für den KSV bei zahllosen anderen Vereinen abgesagt“, „Spieler XYZ hat schon als Kind in KSV-Bettwäsche geschlafen“. Das Ganze dann natürlich versehen mit einem gemeinsamen Daumen hoch-Foto mit dem jeweiligen Sportchef, kurze Zeit später angereichert mit einer Homestory, natürlich in der BILD, und ein paar anschaulichen Bildern, wie der neue Superstar seine neue sportliche Heimat erkundet. Immer das gleiche Schema, immer die gleichen Taktik, und ich habe es jedesmal geglaubt. 

Bedauerlich für den Verein, dass ich irgendwann aufgewacht bin und das Spiel durchschaut habe. Denn 100% dieser Bettwäsche-Schläfer stellten sich im Nachhinein als handelsübliche Söldner heraus, die mit dem KSV emotional ungefähr so viel zu tun hatten wie ich mit Eintracht Nordhorn. Ca. 90% der nagelneuen Atomgranaten konnten nicht mal ansatzweise das halten, was man durch sie versprechen wollte und keiner von ihnen hat den Verein reich gemacht, ganz im Gegenteil. Wie viele von den Balkan-Messis, Mini-Robbens und Hamburg-Ronaldos wurden wenige Jahre später ablösefrei vom Hof gejagt, nicht wenige von ihnen noch mit einer happigen Abfindung versehen. Dies gilt natürlich nicht nur für Mitarbeiter in kurzen Hosen, auch Juweliere wie Bernhard Peters, Wahnsinns-Manager wie Knäbelpeter oder Laptop-Trainer wie Gisdol oder Slomka entpuppten sich nach relativ kurzer Zeit als Rohrkrepierer. Und wenn dann tatsächlich einmal fachliche Klasse wie Sammer, Klopp oder Tuchel unmittelbar vor einem Engagement in Hamburg stand, haben es die Blinsen in Vorstand oder Aufsichtsrat krachend verkackt. 

„Jean-Luc verkörpert mit seiner Schnelligkeit und seiner Qualität im Eins-gegen-eins die Attribute, die wir in unserer aktuellen Kaderplanung gesucht haben“, erklärte HSV-Vorstand Jonas Boldt. „Er passt ideal in unser System und in unser Team und ermöglicht uns in der Offensive eine größere Flexibilität.“ (Auftragsblatt)

Ernsthaft, wie oft habt ihr das schon gelesen? Selbst vor dieser Saison wurden Spieler wie die mehrfach verliehenen Opoku und Heil, aber auch Millionengrab Amaechi und Identitätsbetrüger Daffeh ähnlich oder gleich beschrieben, sie alle waren auf die direkten Sprung in ihre jeweilige A-Nationalmannschaft und würden den Dauer-Zweitligisten auf ein völlig neues Niveau hieven. Tut mir leid, ich kann die Scheiße nicht mehr lesen und schon gar nicht glauben. Im Gegenteil, ich nehme seit Jahren grundsätzlich an, dass auch der nächste Millionentransfer eine Fallerpartie sein wird, denn allzu oft lag ich mit dieser Vermutung richtig. Und nun? 

Vor allem für die Eigengewächse Opoku und Heil, die in den ersten Saisonspielen nicht über Kurzeinsätze hinauskamen, dürfte die Aussicht auf Spielzeit noch geringer werden. (Auftragsblatt)

Na, wer konnte das denn ahnen? Ich erinnere bei dieser Gelegenheit gern an den Blog https://www.hsv-arena.hamburg/2022/08/06/so-verliert-man-seine-mannschaft weil es so logisch war. Nur, es fällt von den belämmerten Hüpfern wie keiner drüber. Einige geilen sich tatsächlich an einem 3-minütigen „Highlight-Video“ auf, auf dem der Mann einige wirklich unglückliche Aktionen zu beklagen hat. Aber man sieht immer das, was man sehen will und so sehen die Trottel in dem 27-jährigen Dribbel-Gnom einen etwas dunkleren Ribery. Ich sehe das nicht, weil ich es in der Vergangenheit zu oft gesehen und später dann gedacht habe, der abgebende Verein muss den untalentierten Zwillingsbruder geschickt haben. Aber lassen wir zum Schluss den neuen Superstar zu Wort kommen…

„Ich freue mich riesig, beim HSV zu sein und für diesen tollen Club zu spielen, zumal die Verantwortlichen und der Trainer mir sehr deutlich das Gefühl gegeben haben, dass sie mich unbedingt haben wollen“, betonte der Neuzugang. „Ich bin glücklich und werde vom ersten Tag an mein Bestes geben.“

Nein, das ist neu, das habe ich wirklich noch nie so gelesen. Textbausteine aus der Medienhölle. Aber wir wissen ja, dass auch dieser Teil des Vereins maximal zweitklassig ist. Bei erstklassigen Kosten allerdings. 

Zum letzten „Spiel“ dann noch…

Allerdings wollte Walter den sportlichen Rückschlag auch nicht allein dem Schiedsrichter ankreiden: „Wir haben uns ein bisschen selbst geschlagen.“ Der 0:2-Rückstand nach sieben Minuten – „da waren wir wohl noch in der Kabine“. In der zweiten Halbzeit habe seine Mannschaft dann „extrem viel investiert“. Dann kamen die Roten Karten gegen Aaron Opoku und Ransford Königsdörffer, die Walter im Prinzip nicht infrage stellte, auch wenn seine beiden Angreifer zuvor provoziert und gehalten worden seien. Erstmals hat der HSV in der 2. Bundesliga nach fünf Saisonspielen schon zwei Niederlagen auf der Sollseite. Für den Trainer kein Grund, unruhig zu werden: „Wir haben heute ein Spiel verloren, aber am Ende gewinnen wir.“

Malle-Timmi Bartfick mal wieder in seiner eigenen Parallelwelt. Der Mann labert sich eine Scheiße zusammen, dass einem die Haare ausfallen. Grundsätzliches Herabwürdigen der Gegnerleistung, grundsätzlich sieht er eigene Leistungen, die schlicht nicht existent sind und grundsätzlich haben andere Schuld. Der Mann bewegt sich in der vereinseigenen Arschlochtabelle zielsicher in Richtung Platz zwei, direkt hinter seinem Lover Judas Bild. Man fragt sich automatisch, wo dieser Verein bloß all diese Doofmusiker findet. 

In diesem Sinne, bis irgendwann. 

P.S. Für den Blog werden ich in nächster Zeit weniger Zeit haben, das Team ist endlich komplett