Nach drei Spielen, 3 von 9 möglichen Punkten und der Möglichkeit, in den nächsten Wochen ins dunkle Mittelfeld abzurutschen, klingt das, was Steffen Baumgart(en) nach dem Spiel in Düsseldorf sagte, fast schon nach Verzweiflung.

 

„Wir können ja mal gerne die Namen aufzählen, die alle schon als Trainer an dieser Aufgabe sich die Zähne ausgebissen haben. Das waren aus meiner Sicht alles Kollegen, die schon eine sehr, sehr hohe Qualität haben. Da war nicht irgendeiner dabei, der nicht weiß, was er macht. Und jetzt beiße ich mir hoffentlich nicht die Zähne aus, sondern finde die Lösung, dass wir wirklich den Weg nach oben gehen.“

 

Und natürlich ist es die Wahrheit, aber ebenso ist die Wahrheit, dass all diese Trainer in den letzten Jahren/Jahrzehnten eben nicht (nur) an den Spieler, der Mannschaft, den Charakteren, der untauglichen Mischung und der katastrophalen Transferpolitik gescheitert sind, sondern am Verein selbst. Mal ernsthaft, so dämlich konnten all die Thiounes, Heckings, Wolfs, Titz‘, Gisdols, Labbadias, Zinnbauers, Slomkas, van Marwijks, Finks und Co. doch nicht sein (ok, Tom Walter ist tatsächlich so dämlich), dass nicht zumindest einer es mal geschafft hätte, aus dem sogenannten „Spielermaterial“ das rauszuholen, was rein nach dem Papier drin war, was dafür bezahlt wurde etc. Ergo muss es an etwas anderem liegen und das habe ich mittlerweile so oft geschrieben, dass es selbst mir zu den Ohren rauskommt. Dennoch. Als der KSV 2014 seine Profiabteilung aus dem e.V. ausgliederte, hatte man eine einmalige Chance, ich habe die damaligen sogenannten Macher der Mitgliederinitiative mehrfach darauf hingewiesen, sie wollten nicht hören. Ich habe ihnen gesagt, es ist nicht einfach nur das Geld oder die Gesellschaftsform, es ist der Geist, die DNA, die Idee dieses Vereins, die nicht (mehr) stimmt. Anstatt sich damals auf einen Visionär wie Björn Gulden einzulassen (heute CEO bei adidas), holte man lieber einen „Experten mit Stallgeruch“ in Person Düdü Beiersdorfer und das Unheil nahm seinen Lauf. 

Nein, das wäre nicht ganz fair, denn das Unheil begann bereits in der zweiten Hälfte der Hoffmann-Zeit, in der ersten hatte man den Quatsch der Wohlfühloase tatsächlich einmal für eine gewissen Zeit ausgetrieben. Den Umstand, dass dieser Parasit ganz tief in diesem Verein verwurzelt ist, erkennt man daran, dass er sofort wieder an die Oberfläche schwappte, als Hoffmanns Stern am sinken war. Trotzdem, man hätte die Ausgliederung 2014 zum Anlass nehmen können, nein müssen, um den Turn around zu schaffen, um den Verein zu revolutionieren, umzugestalten, zeitgemäß aufzustellen. Stattdessen hat man, wenn man ehrlich ist, eigentlich überhaupt nichts geändert, nimmt man mal Kosmetik wie Beirat, Aufsichtsrat und all den anderen Blödsinn aus. Was man aber nicht gemacht hat – man hat den Verein nicht verändert und genau das wollte man doch eigentlich tun. Man meinte, mit ein paar kosmetischen Anpassungen, ein paar neuen (alten) Gesichtern und reichlich Geld von Kühne könnte man etwas verändern, tatsächlich hat man alles andere getan. 

Und so kann man, aber auch das habe ich bereits mehrfach geschrieben, Trainer-Messias auf Trainer-Messias feuern, abfinden und ersetzen, es wird sich nichts ändern. Man könnten Costa Cordalis, Judas Boldt und auch Horst Hrubesch in die Daffeh-Wüste schicken, es würde sich nichts ändern. Warum? Weil der Verein der gleiche bliebe. Die Selbstzufriedenheit, die Arroganz, die Denke, man wäre besser als die anderen hat sich so tief eingefressen, dass es daraus kein Zurück mehr gibt. Sollen sie aus der AG eine KGaA machen. Sollen sie noch ein paar Millionen einnehmen und in die nächsten „Stars“ investieren, auch diese werden nach kürzester Zeit vom Virus infiziert. Ernsthaft, mir tut Steffen Baumgart(en) nach drei Spielen bereits ein wenig leid, denn ich habe den Eindruck, dass er im Gegensatz zu Tom Walter ein relativ ehrlicher und gerader Typ ist und ihn wird das arg treffen, wenn er bei dem Verein, für den er seit vielen Jahren schwärmt, genauso scheitert wie seine zahllosen Vorgänger, aber dieses Scheitern ist vorprammiert, denn Baumgart(en) kann vielleicht die Taktik anpassen, den Spielern das bescheuerte temu Tiki-Taka verbieten, aber den Verein wird er nicht ändern können, dafür ist es zu spät.

Wie tief der Parasit sitzt, wie ausgebreitet das Virus in diesem Verein inzwischen ist, erkennt man spätestens dann, wenn sich die häßlichen Gesichter des Fußballs zeigen, hier einmal in Gestalt eines „Lars Kruse“, ein absoluter Vollpfosten vor dem Herrn.

 

 

Mein Gott, sie haben der Sekte ihren Einpeitscher genommen. Das ist in den Augen (siehe Patienten wie Fußballträne) einiger (nicht weniger) schlimmer als der 41. verpasste Aufstieg, die nächste Heimklatsche gegen Osnabrück oder eine drohende Insolvenz. Das ist jetzt kein Gag, diese Geisteskranken trauern tatsächlich dem asozialsten Trainer der Republik hinterher, aber warum? Ganz einfach: Weil er ihnen 2 1/2 Jahre lang das erzählt hat, was sie hören wollten und was von den Hofberichterstattern reproduziert wurde. Spektakel 😀 😀 😀 3:4-Heimniederlagen sind kein Spektakel, sie sind ein Desaster, aber Fußball, Erfolg, Leistung und Siege spielen im Volkspark bekanntlich eh keine Rolle mehr. 

P.S. 

Ich habe das Spiel (natürlich) nicht gesehen, aber übereinstimmende Meldungen besagen, dass der Positions-Bullshit und das Temu Tiki-Taka aus der eigenen Abwehr zumindest teilweise eingestellt wurde. Resultat: Weniger Slapstick, aber eben auch weniger von dem Spektakel, an das sich die Hüpfer, die bekanntlich mit der zweiten Liga “fein” sind, so gewöhnt hatten. Es fehlt nicht viel, vielleicht nur eine Niederlage, und ich könnte schwören, dass ich die ersten Stimmen höre: “Irgendwie war der Fußball unter Walter geiler, das hier ist ziemlich öde und langweilig. Die drögen 1:0-Spiele machen keinen Spaß und jetzt verkacken sie auch noch. Dann hätte man lieber Tom Walter behalten können, das hat irgendwie mehr geschockt.”

Wetten? 😀

 
Ist übrigens vom 28.02.2024